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Schneidmann, Irene


  • Externe Identifikatoren
  • Personengruppe
    Studierende
  • Geburtsdatum
    1922-08-25
  • Sterbedatum
    2010-01-14
  • Beschreibung

    Irene Schneidmann

    geb. 25.08.1922 in Wien, gest. 14.01.2010 in Wilton, CT (USA)
    Alternative Namen: verh. Irene Nugent

    Irene Maria Schneidmann kam am 25. August 1922 als Tochter von Barbara (geb. Böhm, verw. Hauptmann) und Abraham (später: Arthur Abram) Schneidmann, einem Elektriker bzw. späterem Leiter einer technischen Fabrik, in Wien zur Welt. Im Alter von sieben Jahren erhielt sie ersten Klavierunterricht, von 1933 bis 1935 besuchte sie als Schülerin von Claire Schweiger das Neue Wiener Konservatorium.

    Im Sommersemester 1935 begann Schneidmann ihr Klavierstudium an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien). Zunächst in der Klasse Ferdinand Rebays eingeschrieben, wechselte sie 1937/38 zu Hans Weber und legte im Juli 1940 die Reifeprüfung ab. Von 1940/41 bis zum Wintersemester 1944/45 setzte sie ihre Ausbildung bei Friedrich Wührer fort. Aufgrund der jüdischen Herkunft ihres Vaters bedurfte ihr Studium in der Zeit des Nationalsozialismus der Bewilligung des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, was keine reine Formalangelegenheit darstellte. So erfolgte z.B. ihre weitere Zulassung 1942 „ganz ausnahmsweise“ und unter der Voraussetzung, „dass der Abschluss des Studiums mit Erfolg und Eifer betrieben wird und bald erfolgt“. Seitens der mdw wurde ihr Verbleib „wärmstens befürwortet“ und Schneidmanns Ansuchen mit einem sehr positiven „Gutachten“ unterstützt, in dem auf ihr „weit über den [sic] Durchschnitt stehendes Talent“, ihre „ernste, jeder bloßen Virtuosität abholden Richtung in der Interpretation“ sowie ihr „großes technisches Können, das sie in kurzer Zeit zur Vollendung bringen kann“ hingewiesen wurde.

    In einem nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur an die mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) gerichteten Bewerbungsschreiben gab Schneidmann einen kleinen Einblick, wie es ihr und ihrer Familie nach dem ‚Anschluss‘ ergangen war: „[M]ein Vater verlor seine mühsam aufgebaute Existenz, wir wurden drangsaliert und verfolgt. “ Ihr wurde von der Reichsmusikkammer „jegliche künstlerische und pädagogische Betätigung“ untersagt, „die Anzeigen hörten aber auch dann nicht auf, als ich […] den Unterricht aufgab und ich entkam mit großer [sic] Not einer Abgabe ins KZ“. Wie sie später in den USA einer Zeitung erzählte, dürfte der Leiter der mdw (damals Reichshochschule für Musik Wien), Franz Schütz, der Familie geholfen haben:
    Three times they were in a line for imprisonment and possible death, but the head of a music academy in her native Vienna intervened to spare a magnificent pianist.

    Im Oktober 1945 kam die erst 23-jährige Schneidmann als Lehrerin für das Nebenfach Klavier an die mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), in deren Lehrkörper durch Enthebungen aufgrund von NSDAP-Zugehörigkeiten mehrere Posten vakant geworden waren. Das Staatsamt für Volksaufklärung, für Unterricht und Erziehung und für Kultusangelegenheiten behielt sich bei der Erteilung des Lehrauftrags an Schneidmann vor, diesen zu widerrufen,
    falls nach Beurteilung durch die Sonderkommission derzeit enthobene Lehrkräfte für Klavier-Nebenfach in den Dienst […] zurückkehren und daher ein Bedarf nach einer neuen Lehrkraft nicht mehr bestehen sollte“.

    Neben ihrer regulären Tätigkeit unterrichtete Schneidmann auch im Rahmen des für Angehörige der US-Streitkräfte an der Akademie eingerichteten Studienangebots. 1947 ließ sie sich für eine Austauschprofessur am Mission House College in Plymouth (WI) in den USA zunächst für ein Studienjahr freistellen und verlängerte ihre Karenz für zwei weitere Studienjahre, um an der School of Music der Bradley University in Peoria (IL) zu unterrichten. 1950 wurde sie, nach Wien zurückgekehrt, erneut vertraglich an der mdw verpflichtet, wobei Akademiepräsident Hans Sittner in seinem entsprechenden Antrag an das Bundesministerium für Unterricht hervorhob, dass sie mit ihrem Aufenthalt in den USA „dem Rufe der Wiener Schule durchaus gerecht geworden“ sei und darauf hinwies, sie hätte „an Wiener Schulkinder um mehr als 1000 Dollar Pakete“ gesandt und auch „Schüler der Akademie durch Sendung von Lebensmittelpaketen unterstützt“. Schneidmann unterrichtete bis Ende des Sommersemesters 1951, ließ sich jedoch für das darauffolgende Studienjahr erneut karenzieren, um in den USA zu konzertieren und wieder an der Bradley University zu unterrichten. Dort hatte sie Gordon Nugent kennengelernt, den sie 1952 in New York (NY) heiratete, wo sich das Paar niederließ. Im selben Jahr schloss sie nach nur acht Monaten ein Diplomstudium bei Rosina Lhévinne an der Juilliard School of Music ab.

    Nach mehreren Übersiedlungen lebte die Familie Nugent mit ihren beiden Kindern schließlich in Wilton (CT). Irene Nugent wirkte unter ihrem Mädchennamen als Konzertpianistin, gab als Artist-in-Residence an der University of Bridgeportlecture/demonstrations, workshops, Master Classes and at least one concert“ und unterrichtete an der Fairfield University.

    Irene Nugent (geb. Schneidmann) starb am 14. Jänner 2010 in Wilton (Connecticut), USA.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Matrikelblatt Irene Schneidmann; 949/1941 Au Mi (in: 1037/41 Au Mi); 532/1942 Au Mi; 130/Res/1945; Personalakt Irene Schneidmann; 77/1946 A3.
    ancestry.com: Vienna, Austria, Catholic Church Registers – Stadt Wien, Reindorf, Trauungsbuch 1920, fol. 38; New York, New York, U.S., Marriage License Indexes; Connecticut Death Index, 1949-2012.
    anno.onb.ac.at: Wiener Kurier, 29.01.1946, S. 4.
    newspapers.com: Kenosha News, 05.12.1962, S. 8; The Bridgeport Post, 02.03.1969, S. 53; The Bridgeport Post, 04.03.1973, S. 29.
    scholarworks.bridgeport.edu: The Scribe, 07.11.1978, S. 5; The Scribe, 11.11.1982, S. 9.
    legacy.com: Irene Nugent Obituary.

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Irene Schneidmann, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/0e9c7f85-bd81-46fd-929e-dc44ecfb0f5b/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024