• mdwRepository this link will forward to the mdwRepository homepage

Kestranek, Zdenko


  • Personengruppe
    Lehrende
  • Geburtsdatum
    1897-01-05
  • Sterbedatum
    1897-01-05
  • Beschreibung

    Zdenko Kestranek

    geb. 05.01.1897 in Temesvár, Ungarn (Timișoara, ROU), gest. 09.09.1976 in Wien

    Zdenko Franz Dominik Paul Maria Kestranek kam am 5. Jänner 1897 als Sohn der Schriftstellerin Clara (geb. Hirschler, Pseudonym: Clara [auch: Clarissa] Forstenheim) und des Kommandanten der Infanterie-Kadettenschule (später: General) Paul Kestranek im damals zum ungarischen Kronland gehörenden Temesvár (Timișoara, ROU) zur Welt. Kestranek besuchte Volksschulen in Wien und Znaim (Znojmo, CZE), ein Gymnasium in Wien und von 1912 bis 1915 die Höhere landwirtschaftliche Lehranstalt in Mödling. Anschließend leistete er seinen Militärdienst und betrieb künstlerische Studien in Prag (Praha, CZE) (Gesang bei Konrad Wallerstein), Wien (Sprechen bei Ella Arnau, Schauspiel bei Ernst Arndt und Camilla Stern-Brück sowie Gesang bei Stephan Pollmann) und Dresden (DEU) (Gesang bei Eduard Engel). Nach Ablegung einer Diplomprüfung für Sprechunterricht Ende 1920 begann er, Sprech- und später auch Schauspielunterricht zu erteilen. Erste Erfahrungen als Schauspieler hatte er bei einem Engagement am Wiener Raimund-Theater Anfang des Jahrzehnts gemacht. Mitte der 1920er-Jahre legte er die Staatsprüfung für Gesang ab und erweiterte sein Lehrangebot entsprechend.

    Mit 1. März 1929 wurde Kestranek als Lehrer für Sprech- und Stimmbildung an dem an der mdw (damals Akademie für Musik und darstellende Kunst) neu eingerichteten Musikpädagogischen Seminar eingestellt und unterrichtete nach dessen Auflösung ab 1933 an der Abteilung für Kirchen- und Schulmusik an der nunmehrigen Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. Parallel dazu war er ab Herbst 1931 als Sprechlehrer an dem aus der mdw ausgegliederten und bis 1938 privat geführten Schauspiel- und Regieseminar Schönbrunn unter der Leitung Max Reinhardts als Sprechlehrer tätig.

    Aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Mutter galt Kestranek nach dem ‚Anschluss‘ in der nationalsozialistischen Definition als „Halbjude“ und verlor mit dem Ende des Studienjahres sowohl seine Stellung an der mdw als auch am Schauspiel- und Regieseminar. Kestranek gelang es, 1940 von der Reichsmusikkammer eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, mit der ihm das Erteilen von Privatunterricht möglich war.

    Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft erfolgte im Oktober 1945 seine Wiederanstellung an der mdw, an der er bis 1962 Sprechen am Max Reinhardt Seminar unterrichtete. Seit dem Ende der 1940er-Jahre zeichnete er auch für die „künstlerische Oberleitung“ bei Aufführungen des Seminars verantwortlich bzw. führte er selbst Regie. In einem Antrag auf Verleihung einer Auszeichnung wurden 1959 einige seiner prominentesten Studierenden angeführt. Die Namen lesen sich wie ein ‚Who is Who‘ der Theater- und Filmwelt der Nachkriegsjahrzehnte: Vilma Degischer, Richard Eybner, O.W. Fischer, Ernst Haeusserman, Judith Holzmeister, Paul Hubschmid, Curd Jürgens, Fred Liewehr, Johanna Matz, Susi Nicoletti und Helli Servi.

    In Würdigung seiner künstlerischen und pädagogischen Verdienste wurde ihm 1952 der Professortitel und 1961 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.

    Kestranek war ab 1959 mit der Journalistin Ruth Vejvoda (1914-2003) verheiratet. Er starb am 9. September 1976 in Wien.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Personalakt Zdenko Kestranek.
    geni.com: Eintrag zu „Professor Zdenko Franz Dominik Paul Maria Kestranek“.
    Wilhelm Kosch [et al.], Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch, Bd. 5, Bern – München, Sp. 356.
    anno.onb.ac.at: Die Presse, 29.04.1895, S. 3.
    klangwege.orpheustrust.at: Artikel „Zdenko Kestranek“.
    lexm.uni-hamburg.de: Artikel „Zdenko Kestranek“.

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Zdenko Kestranek, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/1bfbaf32-1e53-4c53-991f-3062a7ea1970/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024