Klitsch, Wilhelm
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PersonengruppeLehrende
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Geburtsdatum1882-11-25
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Sterbedatum1941-02-24
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Beschreibung
Wilhelm Klitsch
geb. 25.11.1882 in Wien, gest. 24.02.1941 in Wien
Wilhelm Klitsch kam am 25. November 1882 als Sohn von Anna (geb. Vernay, verw. Stern) und Heinrich Klitsch in Wien zur Welt. Nach Absolvierung des Gymnasiums besuchte er die Schauspielschule von Karl Arnau und erhielt auch eine Gesangsausbildung. 1901 gab er sein Debüt am Raimund-Theater, es folgten Engagements am Stadttheater in Wiener Neustadt, dem Kaiserjubiläums-Stadttheater in Wien und ab 1906 dem Deutschen Volkstheater in Wien. Darüber hinaus wirkte Klitsch in Filmen mit und trat ab dem Ende der 1920er-Jahre als Regisseur in Erscheinung. Seit 1905 war er mit der Schauspielerin Anna „Anni“ Bajz (1883-1929) verheiratet, die unter dem Künstlerinnennamen Anna Verna bzw. später Klitsch-Verna (auch: Verna-Klitsch) auftrat. Nach deren Tod ging er 1933 eine zweite Ehe mit Elfriede Mayer (1914-1997) ein.
Im Jänner 1932 begann Klitsch mit der Übernahme einer Meisterschule für Schauspiel und der Leitung einer Klasse für Dramatische Darstellung (Opernschule) seine Unterrichtstätigkeit an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), im selben Jahr erhielt er den Professortitel. 1933 wurde seine Lehrverpflichtung um die Leitung einer Meisterklasse für Rhetorik und Rezitation erhöht.
Infolge des ‚Anschlusses‘ wurden Ende Mai 1938 die Verträge der meisten Lehrenden gleichsam vorsorglich mit Ende des Studienjahres gekündigt. Klitsch zählt zu jenen Mitgliedern des Lehrkörpers, bei denen seitens der Akademie jedoch ein Neuabschluss des Vertrags geplant war. Diesem Vorhaben stellte sich der damalige Vizebürgermeister der Stadt Wien, Hanns Blaschke, entgegen. Anfang September 1938 „protestier[t]e“ er gegen eine Anstellung Klitschs, den er als „vom parteipolitischen Standpunkt aus vollkommen untragbar“ bezeichnete. Mitte September erkundigte sich Klitsch bei der Staatsakademie bezüglich der Termine für Aufnahmeprüfungen, woraufhin ihm mitgeteilt wurde, „dass die Angelegenheit Ihrer Wiederverwendung noch nicht entschieden“ sei. Dieser Information fügte der Leiter der Akademie Franz Schütz noch hinzu: „Rein persönlich bin ich der Meinung, dass sich gegen Ihre weitere Betrauung mit einem Lehrauftrag an unserer Anstalt erhebliche Schwierigkeiten entgegenstellen dürften. “ Als im März 1939 „[d]as Interesse des Herrn Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reiche […] auf die Frage der Wiederanstellung des Professors Wilhelm Klitsch gelenkt“ wurde, berichtete Schütz von der erwähnten Intervention Blaschkes ebenso wie von gleichen Bestrebungen des Musikreferenten der Gemeinde Wien, Oskar Jölli, und fasste deren Ansichten, Klitsch wäre aufgrund seiner „Beziehungen zur Systemregierung“, seiner „Mitwirkung bei besonders typischen Systemfeierlichkeiten“ ebenso wie aufgrund der früheren „Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge“ nicht tragbar, zusammen. Weiters brachte er die Bedenken des Leiters der Schauspielabteilung der Akademie, Hans Niederführ, vor, der Klitsch „als einen in den künstlerischen Anschauungen einer vergangenen und überwundenen Epoche […] stehengebliebenen Künstler und daher als Lehrer für die heranzubildende junge Schauspielergeneration nicht geeignet“ bezeichnete. In einem ergänzenden Schreiben machte er auch auf die ablehnende Haltung des Präsidenten der Reichstheaterkammer Ludwig Körner aufmerksam.
Trotz der Bedenken gegenüber seiner Person blieb Klitsch als Schauspieler am Wiener Volkstheater tätig und trat weiterhin bei Veranstaltungen auf.Wilhelm Klitsch starb am 24. Februar 1941 in Wien. 1955 wurde im 13. Wiener Gemeindebezirk eine Gasse nach ihm benannt.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Personalakt Wilhelm Klitsch; 126/Res/1931; 24/Res/1932; 118/Res/1938; 171/Res/1939.
data.matricula-online.eu: Rk. Erzdiözese Wien, Pfarre St. Ulrich, Taufbuch Bd. 73, Nr. 498; Pfarre Ober St. Veit, Trauungsbuch Bd. 14, fol. 105; Pfarre St. Karl Boromäus, Bd. 23, Nr. 158 u. Pfarre Mariahilf, Taufbuch Bd. 25, fol. 206.
biographien.ac.at: Artikel „Klitsch, Wilhelm“.
Franz Planer (Hg.), Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte 1929, Wien 1929, S. 320.
anno.onb.ac.at: Neues Wiener Tagblatt, 13.07.1902, S. 9; r. [sic], „Deutsches Requiem“, in: Völkischer Beobachter, 05.12.1938, S. 8; Völkischer Beobachter, 09.02.1939, S. 7; [k. A.], Wilhelm Klitsch gestorben, in: Neuigkeits-Welt-Blatt, 24.02.1941, S. 8.
geschichtewiki.wien.gv.at: Artikel „Klitschgasse“.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Wilhelm Klitsch, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons//1feca1b1-8853-4091-bb8e-00a38773a520/)Letzte Änderung: 14.11.2024