Jettel, Lisbeth
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Schwager, Lisbeth
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dc.date.accessioned
2024-06-03T15:22:49Z
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dc.date.available
2024-06-03T15:22:49Z
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dc.description
Lisbeth Jettel
geb. 09.07.1909 in Marienbad, Böhmen (MariĂĄnskĂ© LĂĄznÄ, CZE), gest. 22.08.2005 in Wien
Alternative Namen: geb. Lisbeth SchwagerLisbeth Jettel kam am 9. Juli 1909 als Tochter von Marie (geb. Löwenthal) und Emanuel Schwager in Marienbad (MariĂĄnskĂ© LĂĄznÄ, CZE) zur Welt.
1934 kam sie nach Wien, um bei Marie Richter-Cankl ihre bereits in der damaligen Tschechoslowakei begonnene Gesangsausbildung fortzusetzen. Im JĂ€nner 1936 heiratete sie den Klarinettisten Rudolf Jettel (1903-1981), der seit 1934 im Orchester der Wiener Staatsoper und seit 1935 Mitglied der Wiener Philharmoniker war. Auf Anraten ihrer Gesangslehrerin und ihres Ehemannes schrieb sie sich an der mdw (damals Staatsakademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien) ein. Hier studierte sie von 1936/37 bis 1937/38 Dramatische Darstellung (Opernschule) bei Heinz Schulbaur.
Nach dem âAnschlussâ besuchte Jettel den Unterricht nicht mehr. Im Mai 1938 gab sie schriftlich ihren Austritt bekannt und ersuchte, sie von der Bezahlung des Schulgeldes fĂŒr das Sommersemester zu befreien, wobei sie angab:
âDer Grund meines Austrittes ist, ich bin JĂŒdin u. habe daher keine Aussichten diesen Beruf auszuĂŒben. Dem Unterricht bin ich schon lange ferngeblieben. â
Dieses Ansuchen wurde â ebenso wie diejenigen sĂ€mtlicher anderen jĂŒdischen Studierenden â abgelehnt. Auch eine erneute Bitte um Zahlungserlass blieb erfolglos. In der Hoffnung, einen Neustart nach dem erhofften Gang ins Exil zu erleichtern, besuchte Jettel Kochkurse, lernte GĂŒrtel und Handschuhe zu nĂ€hen und machte einen Konditorinnenkurs. Jedoch:âAls die Aussicht immer geringer wurde meine Mutter aus Prag herauszubringen um derentwillen ich sogar meine Ehe aufgeopfert hĂ€tte, blieb ich in Wien u. wurde Ende 1942 bei der Firma Kessler, Reichenbach dienstverpflichtet. Ich bekam eine Heimarbeit âGobbelinâ [sic] , arbeitete bis Kriegsende fĂŒr diese Firma. â
Lisbeth Jettels Mutter wurde Anfang Juli 1942 nach Theresienstadt (TerezĂn, CZE) deportiert, von dort am 19. Oktober 1942 in das Vernichtungslager Treblinka (POL) ĂŒberfĂŒhrt und ermordet. Jettels Ehemann konnte seine Stelle bei den Wiener Philharmonikern nur mit einer Sondergenehmigung behalten. Bernadette Mayrhofer zitiert in ihrem biographischen PortrĂ€t ĂŒber ihn einen Zeitzeugen, dem Rudolf Jettel erzĂ€hlte, man hĂ€tte ihm nahegelegt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, âsonst wĂŒrde man ihn mit ihr zusammen ins KZ schickenâ. Nach einer unbedachten Bemerkung wurde er spĂ€ter kurzfristig suspendiert und ihm drohte der Verlust seines Postens im Orchester.
Die in der Zeit des Nationalsozialismus durchlebten psychischen Belastungen machten es Lisbeth Jettel unmöglich, die davor angestrebte Laufbahn als SĂ€ngerin zu ergreifen. Der wĂ€hrend der nationalsozialistischen Herrschaft erlittene Verlust nahezu der ganzen Familie â einzig ihre Schwester und entferntere Verwandte ĂŒberlebten die Shoah â ebenso wie die erfahrenen Anfeindungen und Diskriminierungen belasteten sie ihr Leben lang. Erst wenige Jahre vor ihrem Tod sprach Jettel mit ihrem GroĂneffen ĂŒber die NS-Zeit â die âAufarbeitung eines Schattens, der jahrelang ĂŒber der Familie lagâ â wie dieser bei Mayrhofer zitiert wird.
Lisbeth Jettel (geb. Schwager) starb am 22. August 2005 in Wien.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Lisbeth Jettel; 1331/38 Sch3; 1672/38 Sch3; Personalakt Rudolf Jettel.
geni.com: Eintrag zu âLisbeth Schwagerâ.
Wiener Stadt- und Landesarchiv: OpferfĂŒrsorgeakt 20799.
Bernadette Mayrhofer und Fritz TrĂŒmpi, Orchestrierte Vertreibung. UnerwĂŒnschte Wiener Philharmoniker. Verfolgung, Ermordung und Exil, Wien 2014, S. 51, S. 184, S. 186 u. S. 191-192.
collections.arolsen-archives.org: Inhaftierungsdokumente, Kartei Theresienstadt, SchwagerovĂĄ Marie.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Lisbeth Jettel, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw â UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/24238ba7-a73a-4825-ba39-6d391fc4fcd7/)Letzte Ănderung: 14.11.2024
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Archive & Sammlungen > UniversitÀtsarchiv > Gedenkbuch > Persons
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