Kolm, Johanna
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Biografie
Johanna Kolm
geb. 09.01.1918 in Wien, gest. 29.12.2006 in Melbourne, VIC (AUS)
Alternative Namen: Johanna âHannyâ Kolm, verh. Exiner, auch Kolm-Exiner
Johanna âHannyâ Kolm kam am 9. JĂ€nner 1918 als Tochter von Margarete (geb. Heidler) und Dr. Karl Adolf Kolm (geb. Adolf Schlesinger, adopt. Kolm) in Wien zur Welt. Ihr Vater, der 1902 vom jĂŒdischen zum evangelischen Glauben konvertiert war, war als Rechtsanwalt tĂ€tig. Er starb bereits 1934.
Ab Mitte der 1920er-Jahre besuchte Kolm die Kinderklasse Gertrud Bodenwiesers in deren Privatschule im Wiener Konzerthaus. Von 1934/35 bis 1936/37 studierte sie KĂŒnstlerischen Tanz bei Bodenwieser an der mdw (damals Staatsakademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien) und im Sommersemester 1938 bei Traude Samesch. ZusĂ€tzlich nahm sie Privatstunden bei Bodenwiesers Assistentin Ellinor Hofmann-Ceranke. Parallel zu ihrer kĂŒnstlerischen Ausbildung studierte sie von 1936/37 bis zum Sommersemester 1938 Medizin an der UniversitĂ€t Wien. Am 18. Juni 1938 legte sie an der Akademie die ReifeprĂŒfung fĂŒr Tanz mit vorzĂŒglichem Erfolg ab. Das Engagement in einer Bodenwieser-Tanzgruppe in Kolumbien bot ihr die Möglichkeit, kurz danach Ăsterreich zu verlassen. MaĂgebliche UnterstĂŒtzung fĂŒr das Zustandekommen des Engagements leistete der österreichische Honorarkonsul in BogotĂĄ, Karl Heinrich Brunner-Lehenstein, dessen mitreisende Tochter Magda ebenfalls Bodenwieser-SchĂŒlerin war.
Der Weg ins Exil fĂŒhrte Kolm ĂŒber die Niederlande (Amsterdam) und von dort mit der S. S. Costa Rica nach Kolumbien. Nach einigen Monaten bei der âRevista Vienesaâ verlieĂ Kolm die Gruppe, da sie auf eine von ihrer Jugendfreundin und Studienkollegin bei Bodenwieser Daisy Pirnitzer (verh. Behrend) organisierte Einreisebewilligung fĂŒr Australien wartete und nicht auf eine lĂ€ngere Tournee gehen wollte. Etwa ein halbes Jahr blieb sie in Barranquilla, wo sie privat und an Schulen unterrichtete. Ende Juli oder Anfang August 1939 stach sie mit der S. S. Arawa von Panama (Balboa) in See und kam am 11. August in Neuseeland (Wellington) an. Acht Tage danach setzte sie ihre Reise nach Australien mit der S. S. Maunganui fort, mit der auch Bodenwieser und deren Pianist Marcel Lorber unterwegs waren. Am 23. August 1939 trafen sie in Sydney ein.
Noch im selben Jahr grĂŒndete Kolm gemeinsam mit Daisy Pirnitzer, die mit ihrer Familie ĂŒber Ungarn nach Australien geflohen war, ein Tanzstudio in Melbourne. Im Februar 1949 heiratete sie Robert Exiner (1916-1999), mit dem sie zwei Kinder hatte. Als sich Pirnitzer Anfang der 1950er-Jahre aus dem Studio zurĂŒckzog, arbeitete Kolm-Exiner zunĂ€chst alleine, spĂ€ter mit Margaret Lasica zusammen. Von der Mitte der 1940er- bis Anfang der 1980er-Jahre unterrichtete sie am Kindergarten Teachersâ College (spĂ€ter: Institute of Early Childhood Development am State College of Victoria), zusĂ€tzlich machte sie eine Ausbildung zur Lehrerin.
Mit ihren Studios, ihrer UnterrichtstĂ€tigkeit am State College, als MitbegrĂŒnderin der Australian Association for Dance Education (spĂ€ter: Ausdance) und als Wegbereiterin der Tanztherapie war Kolm-Exiner eine einflussreiche Persönlichkeit in der Tanzszene Australiens.
Johanna âHannyâ Exiner (geb. Kolm) starb am 29. Dezember 2006 in Melbourne (Victoria), Australien.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Johanna Kolm.
genteam.at: Index der jĂŒdischen Matriken Wien und Niederösterreich; Konvertiten in Wien.
data.matricula-online.eu: Ev. Kirche A.B., Pfarre Wien-Innere Stadt (Lutherische Stadtkirche), Taufbuch Bd. 75, fol. 5.
anno.onb.ac.at: Neue Freie Presse, 26.10.1934, S. 16.
Mitteilung Archiv der UniversitÀt Wien.
BioExil Datenbank Primavera Driessen Gruber.
nla.gov.au: Michelle Potter, Interview mit Hanny Exiner, 1994.
Shona Dunlop MacTavish, Gertrud Bodenwieser. TĂ€nzerin, Choreographin, PĂ€dagogin. Wien â Sydney, Bremen 1992.
Ilse Korotin (Hg.), BiografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Bd. 1, Wien â Köln â Weimar 2016, S. 763.
tanz.at: Gunhild Oberzaucher-SchĂŒller, âEnter Achillesâ: Eine weitere Facette der Wiener Tanzmoderne.
familysearch.org, New Zealand, Archives New Zealand, Passenger Lists.
trove.nla.gov.au: The Argus, 07.02.1949, S. 10.
Womenaustralia.info: Alannah Croom, Artikel âExiner, Johanna (Hanny)â. dtaa.org.au: Naomi Aitchison, âAbout Hanny Exinerâ.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Johanna Kolm, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw â UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons//2b298ee4-76e8-4805-981f-9c4fff5683c1/)
Letzte Ănderung: 14.11.2024