Rosenbaum, Susanne
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1923-09-14
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Sterbedatum2005-11-09
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Beschreibung
Susanne Rosenbaum
geb. 14.09.1923 in Budapest (HUN), gest. 09.11.2005 in London (GBR)
Alternative Namen: Zsuzsanna „Susi“ (auch „Suzie“) Rosenbaum, Künstlerinnenname Suzanne Rozsa, verh. Lovett, falsch RoszaSusanne Rosenbaum kam als drittes Kind von Pessie (auch: Pesie, Pessi, Josephine bzw. „Pepi“, geb. Teller) und Sandor (auch: Alexander) Rosenbaum am 14. September 1923 in Budapest (HUN) zur Welt. Ihr Bruder Gustav (Künstlername: Kurt Dogan, geb. 1908) lernte Geige, ihre Schwester Therese (auch: Teréz, Teresa, Terese, Teri bzw. Terry, verh. Nabarro, geb. 1921) mehrere Instrumente, sie selbst erhielt ab dem Alter von sechs Jahren Violinunterricht. Anfang der 1930er-Jahre übersiedelte die Familie nach Wien, 1935 starb ihr Vater auf einer Geschäftsreise.
Im Sommersemester 1935 begann Rosenbaum – noch nicht einmal zwölf Jahre alt – ein Violinstudium bei Ernst Morawec an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) und war im Studienjahr 1937/38 eine der Stipendiat_innen der an der mdw eingerichteten Fritz-Kreisler-Stiftung. Nach dem ‚Anschluss‘ unterrichtete Morawec sie bei sich zu Hause und riet ihr wegen ihrer jüdischen Herkunft dazu, das Land so schnell wie möglich zu verlassen.
Rosenbaums Schwester floh bereits im März nach Ungarn und ging schließlich in die Niederlande, ihr Bruder befand sich vermutlich bereits in der Türkei. Rosenbaums in Wien gebliebener Onkel Bernhard (Baruch) Teller und dessen Frau Bertha (geb. Weiss) wurden 1942 nach Maly Trostinec (Maly Traszjanez, BLR) deportiert und ermordet, ihr Onkel Wilhelm (Friedel Wolf) Teller und dessen Frau flohen nach dem ‚Anschluss‘ nach Polen und überlebten die Shoah ebenfalls nicht.
Rosenbaum und ihre Mutter konnten sich im Mai 1938 in Großbritannien (London) vor der nationalsozialistischen Verfolgung in Sicherheit bringen. Ernst Morawec hatte ihr Carl Flesch als Lehrer empfohlen, der sich zu dieser Zeit in Großbritannien aufhielt, woraufhin ihre Mutter sich entschloss „to go where the best violin teacher in the world is – for her little Susi to learn violin“ – wie es Rosenbaum es in einem Interview 1998 ausdrückte. Um den Unterricht bezahlen zu können, arbeitete ihre Mutter illegal als Schneiderin, und als sich Flesch eine Zeit in dem Anwesen eines Schülers im Norden von Wales (Caernarfon) aufhielt, brachte sie ihre Tochter zu ihm – allerdings ging Flesch vor dem vereinbarten Unterrichtstermin wieder in die Niederlande zurück. Rosenbaum blieb etwa ein Jahr in Wales und gab dort Violinunterricht.
1941 konnte sie, nach London zurückgekehrt, dank eines Stipendiums bei Isolde Menges am Royal College of Music studieren. Von 1943 bis zur Auflösung des Ensembles 1946 war sie Primgeigerin des London Polish String Quartet, parallel dazu spielte sie im Cambridge Theatre Orchestra. 1946 setzte sie ihre Ausbildung bei Max Rostal an der Guildhall School of Music and Drama fort und gewann in ihrem Abschlussjahr 1948 den Wettbewerb um deren Gold Medal.
Rosenbaum, die ab Mitte der 1940er-Jahre unter dem Namen Suzanne Rozsa auftrat, machte als Solistin, Kammer- und Orchestermusikerin Karriere. Ab Ende der 1940er-Jahre konzertierte sie bis in die 1960er-Jahre häufig gemeinsam mit dem Pianisten Paul Hamburger, der zeitgleich mit ihr an der mdw und im Exil am Royal College of Music studiert hatte. Rozsa spielte Violine im Aldeburgh Festival Orchestra und im English Opera Group Orchestra, mit dem sie zahlreiche Werke Benjamin Brittens unter dessen Leitung uraufführte. Darüber hinaus war sie Gründungsmitglied des English Chamber Orchestra und des von Yehudi Menuhin geleiteten Bath Festival Orchestra sowie 1961 Mitbegründerin des bis 1980 bestehenden Dumka Trio (auch: Dumka Piano Trio). Neben ihrer künstlerischen Karriere lehrte Rozsa lange Zeit an der Guildhall School of Music and Drama und erteilte Privatunterricht.
Suzanne Rozsa erhielt 1949 die britische Staatsbürgerschaft und war ab 1950 mit dem Cellisten des Amadeus Quartet, Martin Lovett (1927-2020), verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hatte. Sie starb am 9. November 2005 in London (GBR).
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Susanne Rosenbaum.
sfi.usc.edu: visual history archive, Lisa Swimer – Interview mit Suzanne Lovett (1998).
lexm.uni-hamburg.de: Primavera Driessen Gruber, Artikel „Susanne Rozsa“.
centropa.org: Tanja Eckstein, Interview mit Edith Brickell (2002).
jewishgen.org: Jewish Records Indexing Poland [Eintragungen zu Eidel Feuer (Großmutter)].
doew.at: Personendatenbank.
gsmd.ac.uk: Guildhall School Gold Medal 2022 Programme, [S. 3, pdf-Datei abrufbar über google.com].
thegazette.co.uk: The London Gazette, 22.04.1949, S. 1991.
freebmd.org.uk: Marriages.
guardian.co.uk: Anne Inglis, Obituary Suzanne Rosza [sic]: Fine violinist key to the founding of the Amadeus Quartet.
newspapers.com: Colin Mason, London Concerts, in: The Guardian, 25.04.1961, S. 9; [k. A.], Suzanne Rosza [sic], in: The Daily Telegraph, 18.11.2005, S. 25; Margaret Campbell, Suzanne Rozsa. Violinist, teacher and co-founder of the Dumka Trio, in: The Independent, 02.12.2005, S. 47Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Susanne Rosenbaum, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/429ad179-94bb-40a5-8a59-95552d91eed8/)Letzte Änderung: 14.11.2024