Skip to main content
  • Gedenkbuch

Singer-Burian, Minna

Lehrende


VollstÀndige Ansicht
Lebensdaten
1874-05-09 – 1946-04-23
Weitere Namen
  • Burian, Wilhelmine Theresia

Biografie

Minna Singer-Burian

geb. 09.05.1874 in Wien, gest. 23.04.1946 vmtl. in Wien
Alternative Namen: geb. Wilhelmine Theresia Burian, verh. Singer-Burian

Minna Singer-Burian kam als Wilhelmine Theresia Burian, Tochter von Barbara (geb. Rupprecht) und Carl Wilhelm Burian, einem Vergolder, am 9. Mai 1874 in Wien zur Welt.

Von 1896/97 bis 1897/98 studierte sie Gesang bei Rosa Papier-Paumgartner an dem von der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gefĂŒhrten Conservatorium fĂŒr Musik und darstellende Kunst (der VorgĂ€ngerinstitution der mdw). Nach ihrer Heirat mit Jacques Theodor Singer (1866-1939) im Oktober 1898 setzte sie ihre Ausbildung fĂŒr vier weitere Jahre privat bei Papier-Paumgartner fort, die ihr „Mutter, Freundin und Meisterin zugleich“ war, wie sie Jahre spĂ€ter anlĂ€sslich deren Todes schreiben sollte. 1899 kam ihre Tochter Berta (verh./gesch. Geller, verh. Wisoko) zur Welt. Singer-Burian trat vor allem als GesangspĂ€dagogin hervor und war sowohl als Assistentin ihrer Lehrerin als auch selbststĂ€ndig tĂ€tig. Von 1914 bis 1917 unterrichtete sie darĂŒber hinaus an dem vom Ehepaar Lutwak-Patonay gefĂŒhrten Konservatorium fĂŒr Musik und dramatische Kunst in Wien.

1930 kam Singer-Burian als Nachfolgerin Rosa Papier-Paumgartners an die mdw (damals Akademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien). Aufgrund der jĂŒdischen Herkunft ihres Ehemannes sollte sie nach dem ‚Anschluss‘ zunĂ€chst gekĂŒndigt werden. Am 1. Juli stellte der kommissarische Leiter der mdw, Alfred Orel, jedoch einen Antrag auf Weiterbelassung und ab September 1938 erhielt sie einen neuen Vertrag. Im Februar 1939 wurde das DienstverhĂ€ltnis mit Ende MĂ€rz abermals gelöst, Orels Nachfolger Franz SchĂŒtz brachte kurz vor Ablauf des Vertrags ein erneutes Ansuchen um Belassung ein, in dem er darauf hinwies, dass die Bestellung Anny Konetznis, die Singer-Burian offenbar ersetzen sollte, noch nicht bewilligt sei und die betroffenen SchĂŒlerinnen „durch ein plötzliches Ausscheiden [...] in der Fortsetzung ihrer Studien auf das Empfindlichste gestört wĂŒrden“. Mit Erlass vom 30. MĂ€rz 1939 behielt sich das Ministerium die „KĂŒndigung zu einem spĂ€teren Zeitpunkte vor“ und ließ sie weiter unterrichten. Als Singer-Burians Ehemann im Juni 1939 verstarb erging – wie auf dem Akt vermerkt wurde – „[ĂŒ]ber ausdrĂŒcklichen Wunsch Min.Rat. Dr. Wisokos“ ein Schreiben an das Ministerium, dass „in Anbetracht des [
] erfolgten Ablebens des nichtarischen Gatten [
] wohl alle Bedenken rassenpolitischer Art gegen die Weiterverwendung [...] wegfallen“ wĂŒrden und die Akademie „Wert darauf legt[e], diese langjĂ€hrig erprobte und erfolgreiche PĂ€dagogin [
] auch weiterhin in Verwendung [zu] halten“.
Der Einsatz Karl Wisoko-Meytskys fĂŒr Singer-Burian dĂŒrfte an einer zu diesem Zeitpunkt bereits bestehenden Beziehung zu ihrer Tochter gelegen sein, die er im JĂ€nner 1946 heiratete. Minna Singer-Burians Tochter, ebenfalls SĂ€ngerin und GesangspĂ€dagogin, galt nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen als ‚HalbjĂŒdin‘ und war mit einem Auftrittsverbot belegt. Sie bedurfte der UnterstĂŒtzung durch ihre Mutter, als deren Assistentin im Privatunterricht sie in der Zeit des Nationalsozialismus tĂ€tig war.

Minna Singer-Burian unterrichtete bis zu ihrem Tod am 23. April 1946 an der mdw.

Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Personalakt Minna Singer-Burian; 518/D/1921; 94/Res/1938; 1851/1938 (in 107/Res/1938); 206/Res/1938; 89/Res/1939; 153/Res/1939; 157/Res/39; 350/Res/1939; Personalakt Berta Wisoko-Geller.
data.matricula-online.eu: Ev. Kirche A.B., Pfarre Wien-Innere Stadt (Lutherische Stadtkirche), Taufbuch Bd. 27, Nr. 320 u. Trauungsbuch Bd. 22, Nr. 121.
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Hg.), Statistischer Bericht ĂŒber das Conservatorium fĂŒr Musik und darstellende Kunst [
] fĂŒr das Schuljahr 1896-1897, [Wien 1897], S. 23.
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Hg.), Statistischer Bericht ĂŒber das Conservatorium fĂŒr Musik und darstellende Kunst [
] fĂŒr das Schuljahr 1897-1898, [Wien 1898], S. 21.
anno.onb.ac.at: Neues Wiener Tagblatt, 26.05.1914, S. 19.

Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Minna Singer-Burian, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons//44dd1a5d-9391-4fae-a6b1-40f31bac0f9c/)

Letzte Änderung: 14.11.2024