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  • Gedenkbuch

Doktor, Paul

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Lebensdaten
1917-03-28 – 1989-06-21

Biografie

Paul Doktor

geb. 28.03.1917 in Wien, gest. 21.06.1989 in New York, NY (USA)

Paul Doktor wurde am 28. MĂ€rz 1917 als Sohn von Georgine (geb. Engelmann) und Karl Doktor in Wien geboren. Er erhielt Violin- und Violaunterricht von seinem Vater, der am Wiener Konservatorium fĂŒr Musik und darstellende Kunst (der VorgĂ€ngerinstititution der mdw) Violine studiert hatte und danach als Bratschist des Wiener Konzertvereinsquartetts bzw. des Busch-Quartetts tĂ€tig war.

Von 1936/37 bis 1937/38 studierte Doktor Violine bei Franz Mairecker an der mdw (damals Staatsakademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien). Im Juni 1938 schloss er seine Ausbildung mit der Ablegung der ReifeprĂŒfung mit vorzĂŒglichem Erfolg ab.

Doktor, der jĂŒdischer Herkunft war, floh 1938 vor der nationalsozialistischen Verfolgung in die Schweiz, wo auch seine Eltern Zuflucht fanden. Als Bratschist trat er gemeinsam mit dem Busch-Quartett, in dem auch sein Vater spielte, im September am ZĂŒrcher Stadttheater auf, es folgte im Februar 1939 ein Gastspiel mit dem Quartett in London (GBR). Doktor ließ sich in der Schweiz nieder, wo er unter anderem mit dem Luzerner Sinfonieorchester und dem Collegium Musicum in ZĂŒrich kĂŒnstlerisch zusammenarbeitete. 1942 gewann er mit der Viola beim (damals noch) National-Schweizerischen Musikwettbewerb in Genf einen ersten Preis. Wie er spĂ€ter in einem Interview erzĂ€hlte, fiel dadurch sein endgĂŒltiger Entschluss, zur Bratsche zu wechseln.

Im Juli 1947 emigrierte Doktor gemeinsam mit seiner Mutter in die USA, wo sich sein Vater bereits seit sieben Jahren befand. Hier konnte er nicht nur seine Karriere als Solist und Kammermusiker fortsetzen, er begann auch 1948 an der University of Michigan zu unterrichten, an der er wĂ€hrend seiner dreijĂ€hrigen TĂ€tigkeit auch Mitglied des UniversitĂ€tsstreichquartetts war. SpĂ€ter war er am Mannes College in New York (NY), dem Curtis Institute in Philadelphia (PA) und an der Juilliard School in New York pĂ€dagogisch tĂ€tig und gab an zahlreichen Colleges Sommerkurse und Seminare, in den 1950er-Jahren auch mehrmals im Rahmen der Internationalen Sommerakademie an der Akademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst „Mozarteum“ in Salzburg.

Doktors reiche KonzerttĂ€tigkeit fĂŒhrte ihn durch die LĂ€nder Nordamerikas und Europas, er grĂŒndete mehrere Kammermusikensembles – das New York String Sextet, das Rococo Ensemble und das Paul Doktor String Trio –, befasste sich mit der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und trat als Interpret zeitgenössischer – vor allem US-amerikanischer – Musik hervor, fĂŒr den auch eigens Werke komponiert wurden.

Der 1955 US-amerikanischer StaatsbĂŒrger gewordene Doktor war zweimal verheiratet und Vater einer Tochter.

Paul Doktor starb am 21. Juni 1989 in New York (New York), USA.
Sein Nachlass – die Paul Doktor Collection – wird in den L. Tom Perry Special Collections der Brigham Young University in Provo (UT) aufbewahrt.

Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Paul Doktor.genteam.at: Index der jĂŒdischen Matriken Wien und Niederösterreich; Ziviltrauungen in Wien.
Werner Röder und Herbert A. Strauss (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2/1, MĂŒnchen – New York – London – Paris 1983, S. 220-221.
oxfordmusiconline.com: Watson Forbes, Artikel „Doktor, Paul“.
musiklexikon.ac.at: Andrea Harrandt, Artikel „Doktor, Paul“.
e-newspaperarchives.ch: Der Bund (Abendausgabe), 13.10.1942, S. 2.
ancestry.com: New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists; 1950 United States Federal Census; New York, U.S., Index to Petitions for Naturalization.
newspapers.com: The Brooklyn Daily Eagle, 06.02.1948, S. 6; Daily News, 24.06.1989, S. 11.
archive.org: News Letter of the American Symphony Orchestra League, Jg. 3 (1951), H. 2, S. 6.
mediathek.at: Marianne Kuranda, GesprĂ€ch in New York mit dem aus Österreich stammenden Bratschisten Paul Doktor (Aufnahme vom 08.04.1957); Jimmy Berg, Interview mit dem aus Wien stammenden Bratschisten Paul Doktor ĂŒber seine Konzertreise durch Amerika (Aufnahme vom 01.12.1967).
archives.lib.byu.edu: Paul Doktor Collection.

Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Paul Doktor, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/4d416a54-0c13-49e4-801b-85bedccfeedd/)

Letzte Änderung: 14.11.2024