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Lanzer, Bettina


  • Externe Identifikatoren
  • Personengruppe
    Studierende
  • Geburtsdatum
    1920-02-22
  • Sterbedatum
    1995-06-05
  • Beschreibung

    Bettina Lanzer

    geb. 22.02.1920 in Wien, gest. 05.06.1995 in London (GBR)
    Alternative Namen: Pseudonym Bettina Vernon, verh./gesch. Fleischmann, verh. Warren, auch Vernon-Warren

    Bettina Lanzer wurde am 22. Februar 1920 in Wien geboren. Ihr Vater, der als Realitätensensal tätige Franz Ferdinand Lanzer, war im Jahr davor vom jüdischen zum evangelischen Glauben konvertiert, ihre katholisch getaufte Mutter Gabriele (geb. Gallia) kam ebenfalls aus einer Familie mit jüdischem Hintergrund.

    Lanzer begann ihre tänzerische Ausbildung in der Privatschule Gertrud Bodenwiesers. Im Alter von 13 Jahren kam sie in deren Klasse für Künstlerischen Tanz an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), wo sie von 1933/34 bis 1935/36 und 1937/38 bei Bodenwieser bzw. nach der Beendigung deren Dienstverhältnisses infolge des ‚Anschlusses‘ bei Edeltraud „Traudl“ Samesch studierte. Im Juni 1938 legte sie die Reifeprüfung mit vorzüglichem Erfolg ab.

    Dank des Engagements einer Gruppe von Bodenwieser-Tänzerinnen in Australien konnte Lanzer das Land verlassen und der nationalsozialistischen Verfolgung entkommen. Sie ging im Jänner 1939 in Marseille (FRA) gemeinsam mit den Bodenwieser-Tänzerinnen Katia Georgiewa und Edith Katharina Kann (verh. Wachstatter/Warren, verh. Prince, verh. Nagel, Pseud. Katrin Rosselle) an Bord der S. S. Maloja, auf der sich bereits die in London (GBR) zugestiegenen Mitglieder des Ensembles Evelyn Ippen (geb. Irma Hermann) und Emma Taussig (geb. Steininger, auch: Towsey) befanden. Am 7. Februar traf die Gruppe in Melbourne ein.

    Bereits 1939 versuchte der Geschäftsmann George William Caro eine Einreisebewilligung für Lanzers Eltern und Bruder zu erwirken. 1945 stellte sie selbst einen Antrag für ihre Eltern, die die Zeit des Nationalsozialismus vermutlich in den Niederlanden überlebt hatten, ihr Bruder Christian war in Großbritannien (Ramsgate) in Sicherheit gebracht worden.

    Mitte der 1940er-Jahre verließ Lanzer, die seit ihrer Ankunft in Australien unter dem Nachnamen Vernon auftrat, gemeinsam mit Evelyn Ippen die Bodenwieser-Gruppe. Dem von ihnen gegründeten Ensemble schloss sich auch der Pianist, Komponist und langjährige Begleiter Bodenwiesers, Marcel Lorber, als musikalischer Leiter an. Bis etwa Mitte der 1960er-Jahre trat sie gemeinsam mit Ippen auf, die sich schließlich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste.

    Im April 1948 heiratete Lanzer in London den Bildhauer Dr. Arthur Fleischmann (1896-1990), in zweiter Ehe war sie ab 1951 mit Charles Warren (1918-2005) verheiratet.

    In den letzten Jahren ihres Lebens widmete sie sich gemeinsam mit Evelyn Ippen der Rekonstruktion von Bodenwieser-Tänzen, u.a. 1990 mit Choreografien für das Wiener Staatsopernballett.
    Bettina Vernon-Warren (geb. Lanzer) starb am 5. Juni 1995 in London. Vier Jahre nach ihrem Tod erschien posthum die von ihr als Herausgeberin begonnene und von ihrem Mann fertiggestellte Publikation „Gertrud Bodenwieser and Vienna‘s Contribution to Ausdruckstanz“.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Matrikelblatt Bettina Lanzer.
    Andrea Amort (Hg.), Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne, Wien 2019, S. 346.
    Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien (Hg.), Jahresbericht der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. Schuljahr 1937/38, Wien [1938], S. 44.
    trove.nla.gov.au: The Herald, 01.11.1937, S. 5; The Sydney Morning Herald, 29.06.1946, S. 12.
    recordsearch.naa.gov.au: Application forms for admission of Relatives or Friends to Australia A261, 1939/305 und 1945/1553; Passenger arrivals index.
    Bettina Vernon-Warren und Charles Warren, Gertrud Bodenwieser and Vienna‘s Contribution to Ausdruckstanz, New York – London 1999, S. 58 u. S. 192.
    ancestry.com: UK and Ireland, Outward Passenger Lists [die S. S. Maloja startete in London am 6. Jänner]; UK and Ireland, Incoming Passenger Lists; 1939 England and Wales Register; England and Wales, Civil Registration Death Index.
    newspapers.com: Bobby Jolowicz, To the ballet born: Bettina is asked to choreograph festival, in: Amersham Advertiser, 09.05.1990, S. 7; Mary Clarke, Bettina Vernon. A mermaid who danced, in: The Guardian, 19.06.1995; Western Gazette, 05.03.1948, S. 6.
    anno.onb.ac.at: J.L., Wir sprachen mit Bettina Vernon, in: Die Weltpresse, 17.04.1948, S. 6.
    freebmd.org.uk: Marriages; Deaths.
    independent.co.uk: John Gregory, Obituary: Bettina Vernon (16.06.1995).

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Bettina Lanzer, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons//4d9be3cc-6efa-44a1-a8af-6cbdb4113865/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024