Salander, Wilhelm
Studierende
VollstÀndige Ansicht
Biografie
Wilhelm Salander
geb. 02.08.1917 in Wien, gest. 25.09.1989 in New York, NY (USA)
Wilhelm Salander kam am 2. August 1917 als Sohn von Kamilla (geb. Ruberl) und Berthold Salander, einem Mitglied der Wiener Philharmoniker, in Wien zur Welt. Zur Familie gehörten weiters sein Ă€lterer Bruder Erich und seine jĂŒngere Schwester Charlotte âLotteâ (spĂ€ter: verh. Slodki).
Salander studierte von 1934/35 bis 1937/38 Klarinette bei Leopold Wlach an der mdw (damals Staatsakademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien). Er konnte sich nach dem âAnschlussâ vor der nationalsozialistischen Verfolgung zunĂ€chst in Frankreich in Sicherheit bringen. 1939 ging er ins US-amerikanische Exil, wo er am 7. August mit der S. S. Ile de France in New York (NY) eintraf. Seine Geschwister Erich und Lotte retteten sich nach GroĂbritannien, die Eltern schafften es erst im Mai 1941, gleichsam in letzter Minute, aus Wien zu fliehen und ĂŒber Portugal (Lissabon) im Juni in die USA zu gelangen. Erst nachdem 1944 Salanders Schwester und 1948 sein Bruder mit seiner Ehefrau in die Vereinigten Staaten gekommen waren, war die Familie wieder vereint.
Gegen Ende des Jahres 1939 trat Salander in New York der American Federation of Musicians bei, dĂŒrfte jedoch noch kein fixes Engagement gehabt haben, da auf der 1940 zu ihm angelegten âDraft Cardâ als Beruf âunemployedâ angegeben ist. Auf dem Rand der Karte wurde zweimal âNew Orleans Symphony Orch. â notiert, die undatierten EintrĂ€ge jedoch wieder gestrichen. Vermutlich sind hier die beiden Ortswechsel vermerkt, die vorgenommen wurden, als er und sein Vater Anfang der 1940er-Jahre im New Orleans Symphony Orchestra beschĂ€ftigt waren. FĂŒr 1943 findet sich in der Zeitschrift der American Federation of Musicians der Hinweis auf ein Engagement in Columbia (SC) ebenso wie auf den Wechsel von dort nach New York.
1944 wurde Salander zum MilitĂ€rdienst einberufen, diente jedoch nur bis Mai 1945, als er aus gesundheitlichen GrĂŒnden entlassen wurde. Aus den VolkszĂ€hlungsunterlagen von 1950 geht hervor, dass Salander, seine Ehefrau und ihr Sohn gemeinsam mit seinen Eltern, seinem Bruder Erich sowie dessen Frau in einem Haushalt lebten und Wilhelm und Berthold Salander als Musiker tĂ€tig waren (in der Rubrik âIndustryâ ist âSymphony Orchâ angegeben). Als sich sein Vater aus dem Berufsleben zurĂŒckzog, lag es an Wilhelm Salander, die Familie âfinanziell ĂŒber Wasser zu haltenâ. Wie dessen Sohn rĂŒckblickend erzĂ€hlte, wurde sein Vater dadurch âum die Karriere gebrachtâ und war âein zutiefst frustrierter Mensch, weil er seinen Beruf, in der Art, in der er ihn gelernt hat [âŠ], niemals ausĂŒben konnteâ und schlieĂlich die Musik ganz aufgeben musste: Seine Mitgliedschaft bei der American Federation of Musicians endete 1956.
Salander war seit 1941 mit Claire (auch: Klara bzw. Clara) Presser (1920-2017) verheiratet, die mit ihrer Familie 1938 aus Wien in die USA geflohen war. Der gemeinsame Sohn des Ehepaares wurde spÀter ebenfalls Musiker.
Wilhelm Salander starb am 25. September 1989 in New York (New York), USA.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Wilhelm Salander.
Bernadette Mayrhofer und Fritz TrĂŒmpi, Orchestrierte Vertreibung. UnerwĂŒnschte Wiener Philharmoniker. Verfolgung, Ermordung und Exil, Wien 2014, S. 164-175.
Primavera Driessen Gruber, Douce France?, in: Michel Cullin und Primavera Driessen Gruber, Douce France? Musik-Exil in Frankreich. Musiciens en exil en France 1933â1945, Wien â Köln â Weimar 2008, S. 13-35, hier: S. 18.
orpheustrust.at: Artikel âBerthold Salanderâ.
ancestry.com: New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists; New York, New York, U.S., Marriage License Indexes; U.S., World War II Draft Cards Young Men; New York, U.S., World War II Army Enlistment Records; U.S., Index to Petitions for Naturalization; World War II Hospital Admission Card Files; 1950 United States Federal Census.
archive.org: International Musician. Official Journal American Federation of Musicians (i.d.F. IM), Jg. 38 (1939), H. 6, S. 28; IM, Jg. 40 (1942), Nr. 8, S. 26; IM, Jg. 41 (1943), H. 7, S. 19; IM, Jg. 41 (1943), H. 11, S. 18; IM Jg. 55 (1956), H. 5, S. 38.
friedhoefewien.at: Verstorbenensuche.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Wilhelm Salander, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw â UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/4de1aabd-edc0-4d48-9e56-db1293db98ef/)
Letzte Ănderung: 14.11.2024