Konodi, Gertrud
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1923-10-21
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Sterbedatum2002-02-07
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Beschreibung
Gertrud Konodi
geb. 21.10.1923 in Wien, gest. 07.02.2002 in New York, NY (USA)
Alternative Namen: verh. Gertrud SpitzGertrud Konodi wurde am 21. Oktober 1923 als Tochter von Henriette (geb. Floch) und dem als Boten tätigen Ernst Konodi (geb. Kohn) in Wien geboren.
Konodi studierte 1937/38 Künstlerischen Tanz bei Gertrud Bodenwieser an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien). Als ihr Vater nach dem ‚Anschluss‘ seine Arbeit verlor, besuchte Konodi den Unterricht nicht mehr.
Aus dem Ansuchen Ernst Konodis um Erlass des für das Sommersemester noch ausständigen Schulgeldes wird anhand von Notizen ersichtlich, dass zunächst eine Überprüfung der Konfession erfolgte. Aufschlussreich für den Umgang mit Ansuchen jüdischer Studierender ist ein nicht namentlich gezeichneter Vermerk auf dem Referatsbogen:
„Ich bitte um Weisung, ob trotz voraussichtlicher Uneinbringlichkeit des Rückstandes der grundsätzliche Standpunkt der Ablehnung von derartigen Gesuchen jüdischer Schüler aufrechterhalten bleiben kann, oder ob in diesem Fall nicht eine nachträgliche Streichung der Schülerin im 2. Semester vorgenommen werden soll. “
Vom Leiter der Akademie, Alfred Orel, wurde der „grundsätzliche Standpunkt der Ablehnung“ durch handschriftliche Unterstreichung der Textpassage und ein beigefügtes „ja“ bestätigt. Konodis Vater teilte die Akademie mit, das Ansuchen werde „aus grundsätzlichen Erwägungen“ abgelehnt.Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder Kurt konnte Konodi über Italien (Genua) in die USA fliehen, wo die Familie mit der S. S. Conte di Savoia am 23. November 1939 in New York (NY) eintraf. Hier arbeitete sie zunächst als Kindermädchen, danach als Monteurin in einer Fabrik und später als Verkäuferin in einem Kleidergeschäft.
Ihre Tante Vilma Cenower (geb. Konodi) und deren Tochter Hansi wurden 1942 im KZ Djakovo (Đakovo, HRV) ermordet. Ihr in Wien ab 1942 als ‚U-Boot‘ lebender Onkel Paul Konodi wurde 1943 verhaftet, nach Theresienstadt (Terezín, CZE) deportiert und 1944 von dort nach Auschwitz (Oświęcim, POL) überstellt. Er überlebte die Shoah nicht.
Konodi erhielt 1945 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, im darauffolgenden Jahr heiratete sie den ebenfalls aus Österreich in die USA geflohenen Otto Spitz (1913-1997), mit dem sie zwei Kinder hatte.
Gertrud Spitz (geb. Konodi) starb am 7. Februar 2002 in New York (New York), USA.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt; 1628/1938 Sch3.
familysearch.org: New York, New York, Passenger and Crew Lists; New York State and Federal Naturalization Records.
ancestry.com: 1940 United States Federal Census; New York Marriage License Index 1907-2018; 1940 Federal Census; 1950 Federal Census; Susan Spitz Family Tree; U.S., Social Security Death Index.
genteam.at: Index der jüdischen Matriken Wien und Niederösterreich.
doew.at: Personendatenbank.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Gertrud Konodi, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/5bb7b9a9-a4bb-4f67-b994-77ad522ef38d/)Letzte Änderung: 14.11.2024