Starer, Robert
-
PersonengruppeStudierende
-
Geburtsdatum1924-01-08
-
Sterbedatum2001-04-22
-
Beschreibung
Robert Starer
geb. 08.01.1924 in Wien, gest. 22.04.2001 in Woodstock, NY (USA)
Robert Starer wurde am 8. Jänner 1924 als zweites Kind von Ester Lea „Erna“ (geb. Gottlieb) und Nison Starer, einem Kaufmann, in Wien geboren. Seine ältere Schwester Hanna war drei Jahre zuvor zur Welt gekommen. Ab dem Alter von vier Jahren erhielt Starer Klavierunterricht und wurde 1937/38 in der Klavierklasse Viktor Ebensteins an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) aufgenommen.
Später erinnerte er sich, dass „quite soon after the German annexation, a man in a brown uniform came to the Academy and announced that all Jewish and half-Jewish students had been expelled and were to leave the building immediately. “ Tatsächlich war es jüdischen Studierenden im Sommersemester 1938 noch nicht verboten, an der mdw zu studieren, auch sind auf Starers Matrikelblatt für diese Zeit noch Benotungen eingetragen. Ob er nach diesem Erlebnis den Unterricht noch besucht hat, erscheint fraglich. Manche Lehrende – und dazu könnte der ebenfalls von der nationalsozialistischen Verfolgung betroffene Ebenstein durchaus gezählt haben – nahmen selbst bei Abwesenheit der jüdischen Studierenden Benotungen vor, damit diesen ein Jahreszeugnis ausgestellt werden konnte.
Dank der Initiative Emil Hausers, des Direktors des Jerusalem Conservatory of Music, der es jüdischen Musikstudierenden ermöglichte, Einreisegenehmigungen für Palästina zu erhalten und an seinem Konservatorium zu studieren, konnte sich Starer im September 1938 in Sicherheit bringen. Seine Schwester hatte sich bereits im Monat davor nach Palästina retten können. Seinen Eltern gelang die Flucht nach Großbritannien, wo seine Mutter ihre restliche Lebenszeit verbrachte. Sein Vater emigrierte 1945 nach Palästina.
Von 1938 bis 1943 studierte Starer Klavier und Komposition am Jerusalem Conservatory of Music und verdiente daneben mit der Erteilung von Klavierunterricht sowie der Begleitung des Sängers Hermann Jadlowker bei dessen Probearbeit etwas Geld. Nach Beendigung seiner Ausbildung diente er drei Jahre lang als Freiwilliger der Palestine Volunteer Force in der British Royal Air Force. 1947 emigrierte Starer in die USA (New York, NY), wo er bis 1949 an der Juilliard School of Music Komposition bei Frederick Jacobi studierte. Im Sommer 1948 besuchte er den Meisterkurs von Aaron Copland am Berkshire Music Center (jetzt: Tanglewood Music Center) in Massachusetts. Für 1948/49 erhielt er an der Juilliard School ein „Teaching Fellowship“ („Literature and Materials of Music“) und nach Abschluss seines Studiums eine Anstellung als Lehrer für Komposition, die er bis 1974 innehatte. 1963 begann er zusätzlich seine Unterrichtstätigkeit am Brooklyn College der City University of New York (ab 1966 als „full professor“, ab 1986 als „distinguished professor“), an dem er bis zu seiner 1991 erfolgten Emeritierung lehrte.
Starers breites kompositorisches Schaffen umfasst Opern, Ballette und Orchestermusik ebenso wie Kammermusik- und Vokalwerke. In den späteren Jahren seines Lebens trat er auch als Autor mehrerer Bücher hervor und veröffentlichte die Autobiografie „Continuo: A Life In Music“, zwei didaktische Abhandlungen sowie den Roman „The Music Teacher“.
In Würdigung seiner künstlerischen und pädagogischen Verdienste wurde Starer u.a. mit zwei Guggenheim Fellowships, der Mitgliedschaft in der American Academy of Arts and Letters, dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich und dem Ehrendoktorat der City University of New York ausgezeichnet.Starer war seit 1942 mit der aus Deutschland nach Palästina geflohenen Johanna Herz (1916-1994) verheiratet, die am Jerusalem Conservatory of Music Gesang studierte und später als Konzertsängerin und Stimmbildnerin tätig war; 1954 wurde der Sohn des Ehepaares geboren.
Robert Starer starb am 22. April 2001 in Woodstock (New York), USA.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Robert Starer.
jewishgen.org: Vienna Births.
archives.gov.il: ISA-Mandatory Organizations-Naturalization 000q80s [Robert Starer] u. ISA-Mandatory Organizations-Naturalization 000fnpc [Hanna Starer].
ancestry.com: UK, World War II Alien Internees; England & Wales, Civil Registration Death Index; U.S., Social Security Applications and Claims Index.
youtube.com: „Robert Starer: Complete Oral History“, Interview geführt von Neil Levin, 20.04.1999.
juilliard.resourcespace.com: The Juilliard School Archival Scrapbooks, Scrapbook Nr. 46, S. 123 u. S. 124.
robertstarer.com: Biography; Robert Starer, Artikel „Continuo“.
Werner Röder und Herbert A. Strauss (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2/2, München – New York – London – Paris 1983, S. 1107.
oxfordmusiconline.com: Dorothy Lewis-Griffith und Bruce Archibald: Artikel „Starer, Robert“.
musiklexikon.ac.at: Barbara Boisits, Artikel „Starer, Robert“.
nytimes.com: Raymond Ericson, „The Piano Saved Him“, in: New York Times, 01.04.1973, S. 17.
newspapers.com: Guy Rickards, „The most prolific American composer of his generation. Robert Starer“, in: The Guardian, 05.05.2001, S. 22.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Robert Starer, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/5d8f6148-b680-47aa-83bd-4c07f8b0f3c8/)Letzte Änderung: 14.11.2024