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  • Gedenkbuch

Mandl, Herbert

Studierende


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Lebensdaten
1919-05-11 – 1989-09-30

Biografie

Herbert Mandl

geb. 11.05.1919 in Wien, gest. 30.09.1989 in Passaic, NJ (USA)

Herbert Mandl wurde am 11. Mai 1919 als zweites Kind von Maria (geb. Bayer) und Adolf Mandl in Wien geboren. Seine Mutter, eine NĂ€herin, war vor der Hochzeit mit seinem Vater, dem gelernten Uhrmacher und spĂ€ter als Kaufmann tĂ€tigen Adolf Mandl, vom katholischen zum jĂŒdischen Glauben konvertiert.

Mandl besuchte die Volks- und Hauptschule bevor er sich im Sommersemester 1937 an der mdw (damals Staatsakademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien) einschrieb und Klavier bei Hans Weber zu studieren begann. Wie einem Vermerk im Klassenkatalog Webers aus 1937/38 – „fehlt seit dem 11. MĂ€rz“ – und Mandls Ansuchen um Erlass der Schulgeldzahlung fĂŒr das Sommersemester zu entnehmen ist, blieb er dem Unterricht ab dem ‚Anschluss‘ fern. Die Lebensmittelhandlung seines Vaters wurde gesperrt und der Familie damit die Lebensgrundlage entzogen.

1939 konnte Mandl dank eines in den USA lebenden Onkels die fĂŒr die Flucht notwendigen Papiere erhalten und ĂŒber Frankreich (Cherbourg) ins Exil in die Vereinigten Staaten gelangen. Am 5. August traf er mit der S. S. Bremen in New York (NY) ein, sein weiterer Weg fĂŒhrte ihn nach New Jersey. Mandls Bruder Erwin konnte sich in der Schweiz in Sicherheit bringen, seine Eltern suchten in Budapest (HUN), wo sie Verwandte hatten, Schutz. Dieser wĂ€hrte jedoch nicht lange: Sein Vater kam in ein Internierungs-, spĂ€ter in ein Konzentrationslager, aus dem er kurz vor dem Ende des Krieges fliehen und sich in der eigenen Wohnung verstecken konnte. Mandls Mutter war durch den Nachweis ihrer nicht-jĂŒdischen Herkunft geschĂŒtzt. Nach Kriegsende kehrte das Ehepaar nach Wien zurĂŒck.

Vor seiner Einberufung in die US-Armee 1942 arbeitete Mandl als VerkĂ€ufer im Lebensmittelhandel und als Lagerist, 1945 wurde er in den USA eingebĂŒrgert. Ein Jahr darauf, nach seiner Entlassung aus dem MilitĂ€rdienst, heiratete er die ebenfalls aus Wien stammende Edith Schwarz (1923-2015), die er in der Abendschule kennengelernt hatte. Mit ihr hatte er zwei Kinder. 1948 wanderte Mandls Bruder aus dem Schweizer Exil in die USA aus, nach dem Tod des Vaters folgte 1957 die Mutter ihren Söhnen nach.

Herbert Mandl konnte sich mit dem Betrieb eines „Radio and Television Service“ eine berufliche Existenz in den USA aufbauen. Er starb am 30. September 1989 in Passaic (New Jersey), USA.

Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Herbert Mandl; Klassenkatalog Hans Weber 1937/38; 1214/38 Sch3; 1510/38 Sch3.
genteam.at: Index der jĂŒdischen Matriken Wien und Niederösterreich.
newspapers.com: The Herald News, 10.12.1957, S. 11; The Herald News, 01.10.1989, S. 11.
ancestry.com: United States Federal Census 1940 [dort als Herbert Mandle gefĂŒhrt]; U.S., World War II Army Enlistment Records; U.S., Departing Passenger and Crew Lists; New Jersey, Marriage Index; New Jersey, U.S., Death Index.
findagrave.com: Memorial ID 238566124.

Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Herbert Mandl, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/696e0d97-983c-4c19-bb37-256fc5c6394a/)

Letzte Änderung: 14.11.2024