Hadraba, Josef
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PersonengruppeLehrende
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Geburtsdatum1903-05-08
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Sterbedatum1991-03-04
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Beschreibung
Josef Hadraba
geb. 08.05.1903 in Wien, gest. 04.03.1991 in Baden
Josef Hadraba wurde am 8. Mai 1903 in Wien geboren. Seit seiner Jugend an der Geige ausgebildet, kam er erst in der Zeit seines Militärdienstes Anfang der 1920er-Jahre zur Posaune.
Von 1923/24 bis 1927/28 studierte er Posaune bei Franz Dreyer an der mdw (damals Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) und war danach in mehreren Jazzensembles tätig. Parallel zu seiner Karriere als Jazzposaunist trat er 1929 in das Orchester der Wiener Staatsoper ein, im Jahr darauf wurde er Mitglied der Wiener Philharmoniker und 1935 der Wiener Hofmusikkapelle. Im Februar 1936 heiratete er Lydia Assoushkin (geb. Crubic) und wurde im Herbst desselben Jahres mit der Abhaltung eines Jazz-Posaunenkurses an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) betraut.
Nach dem ‚Anschluss‘ legte der neu eingesetzte kommissarische Leiter der mdw, Alfred Orel, dem Ministerium seine Reorganisationspläne vor. In einem mit „Abbauliste“ bezeichneten Schriftstück findet sich zu Hadraba der Kommentar „Jazzposaune, Frau Jüdin, überflüssig“. Sein Vertrag wurde nicht mehr verlängert. Bei den Wiener Philharmonikern konnte er dank einer Sondergenehmigung bleiben, wenngleich er wegen seiner jüdischen Ehefrau und seiner als „indifferent“ bezeichneten Haltung seitens der nationalsozialistischen Kreisleitung als „nur mit allergrösster Vorsicht tragbar“ angesehen wurde.
Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft meldete sich Hadraba – bezugnehmend auf einen Aufruf des Staatsamts für Volksaufklärung, Unterricht und Erziehung, mit dem „alle aus politischen oder rassischen Gründen gemaßregelten Professoren, Lehrer und Beamten der Hochschulen, Mittelschulen und mittleren Lehranstalten“ aufgefordert wurden, bei ihrer vorgesetzten Dienststelle „eine kurz begründete Anmeldung zur Wiedereinsetzung“ einzureichen – brieflich bei der mdw. Er verwies auf seine 1938 aufgrund der Ehe mit einer Jüdin erfolgte Enthebung, dürfte aber zunächst keine Antwort erhalten haben: Auf der Rückseite seines Schreibens wurde nur „Dzt. keine Verwendungsmöglichkeit, daher abzulegen“, gezeichnet vom Präsidenten der Akademie, Karl Kobald, notiert.
Erst 1946 kam Hadraba erneut an die mdw (damals Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) – allerdings nicht in Form einer Wiederanstellung, sondern als Lehrbeauftragter für Basstuba. Aus einem Schreiben Hadrabas vom Februar 1948 geht hervor, dass er die Stelle „im Interesse jenes Kollegen übernahm und halten wollte, der sie auf Grund seiner Stellung und Leistung beanspruchen kann, bis seine Entregistrierung durchgeführt ist. “ Wie er ergänzend bemerkte, tat er dies „mit gutem Gewissen“, da es sich bei dem Kollegen „um einen tatsächlich ganz leichten Fall handelt, der übrigens unter das Jugendamnestie-Gesetz fallen würde“.
Hadrabas Vertrag wurde mit Ende des Studienjahres 1947/48 gelöst. Von 1949 bis 1956 war er ein weiteres Mal – diesmal als Lehrer für Posaune – mit Unterricht an der mdw betraut. Neben seiner Tätigkeit als Musiker und Pädagoge trat Hadraba als Komponist und Verfasser von Unterrichtswerken für Posaune in Erscheinung.
Josef Hadraba, der 1945 mit dem Professortitel ausgezeichnet wurde, starb am 4. März 1991 in Baden bei Wien.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt 475/9/1923; Personalakt Josef Hadraba; 94/Res/1938; 347/Res/1945.
musiklexikon.ac.at: Monika Kornberger und Reinhold Westphal, Artikel „Hadraba, Josef“.
Bernadette Mayrhofer und Fritz Trümpi, Orchestrierte Vertreibung. Unerwünschte Wiener Philharmoniker. Verfolgung, Ermordung und Exil, Wien 2014, S. 51 u. S. 56.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Josef Hadraba, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/6b17fbe6-50bb-4a07-a7ef-41c9a723da88/)Letzte Änderung: 14.11.2024