Skip to main content
  • Gedenkbuch

Löbl, Kurt

Studierende


VollstÀndige Ansicht
Lebensdaten
1921-12-19 – 2007-10-18
Weitere Namen
  • Loebel, Kurt

Biografie

Kurt Löbl

geb. 19.12.1921 in Wien, gest. 18.10.2007 in Cleveland, OH (USA)
Alternative Namen: Kurt Loebel

Kurt Löbl kam am 19. Dezember 1921 als Sohn von Margarete (geb. Schönfeld) und Ing. Rudolf Löbl in Wien zur Welt. Er begann im Alter von sechs Jahren Violine zu lernen und besuchte die Kinderklasse des Wiener Volkskonservatoriums.

Nach Abschluss der Pflichtschule kam Löbl als SchĂŒler von Ernst Morawec an die mdw (damals Staatsakademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien). Die Entscheidung, Musiker zu werden, rief, wie er spĂ€ter in einem Interview erzĂ€hlte, bei seinen Eltern Besorgnis hervor: Sie meinten, er hĂ€tte als Jude schlechte Chancen, spĂ€ter in einem angesehenen Orchester unterzukommen. In dem Interview sprach er auch davon, dass „[a] s soon as the Nazis marched into Austria on march 12th 1938 all the jewish students had to leave school“ – was nicht zutraf, aber viele der jĂŒdischen Studierenden dachten es bzw. wurden in diesem Glauben gelassen. Sein Lehrer Ernst Morawec trug fĂŒr ihn, auch wenn Löbl den Unterricht nicht mehr besucht hatte, dennoch Benotungen fĂŒr das Sommersemester ein.

Im Sommer 1938 kam der Direktor des Jerusalem Conservatory of Music (spĂ€ter: Jerusalem Academy of Music and Dance), Emil Hauser, nach Wien, um jĂŒdischen Musikstudierenden die Möglichkeit zu geben, nach PalĂ€stina zu gehen und dort an seinem Konservatorium zu studieren. Löbl erhielt nach einem Vorspiel dafĂŒr die Zusage, jedoch verzögerte sich der Erhalt des Visums. Vom Onkel eines bereits in den USA befindlichen Freundes erhielt er ein Affidavit und konnte sich im Februar 1939 vor der nationalsozialistischen Verfolgung ĂŒber Belgien (Ostende) und Großbritannien (Liverpool) in den USA in Sicherheit bringen, wo er mit der S. S. Andania am 8. MĂ€rz 1939 in New York (NY) ankam. Hier wohnte er gemeinsam mit anderen Geflohenen und seinem Freund bei dessen Onkel. Er hielt sich mit Gelegenheitsjobs ĂŒber Wasser und bemĂŒhte sich, Affidavits fĂŒr seine Eltern zu organisieren. Mit der Hilfe eines ihm völlig Unbekannten Ă€hnlichen Nachnamens, den er im Telefonbuch gefunden hatte, konnte er das erreichen und seinen Eltern ermöglichen, sich im Sommer 1939 ins US-amerikanische Exil zu retten.

Die Familie ließ sich in Bridgeport (CT) nieder, Löbl und sein Vater arbeiteten in einer Fabrik. Dank eines Stipendiums konnte er ab 1941 bei Louis J. Bostelman und Louis Persinger an der Juilliard School of Music in New York studieren, bis er 1943 zum MilitĂ€rdienst einberufen wurde. Bei den US-StreitkrĂ€ften setzte man Löbl nach einem entsprechenden Training dafĂŒr ein, in Europa deutschsprachige Soldaten zu verhören. Nach seiner Entlassung aus dem MilitĂ€rdienst heiratete er 1945 Ingrid Moor (1924-2004), die mit ihrer Familie 1938 zunĂ€chst aus Deutschland (Berlin) nach Belgien (Antwerpen) und von dort 1940 vor der nationalsozialistischen Verfolgung in die USA geflohen war. Der Sohn des Ehepaares wurde spĂ€ter Dirigent.

Ab 1945 war Loebel – wie er mittlerweile hieß – fĂŒr zwei Saisonen beim Dallas Symphony Orchestra in Texas beschĂ€ftigt und von 1947 bis 1997 unter den Ersten Geigern des Cleveland Orchestra in Ohio. DarĂŒber hinaus war er als Primgeiger des Symphonia Quartet als Kammermusiker tĂ€tig, unterrichtete er ab 1949 Violine am Cleveland Institute of Music und war von 1968 bis 2007 an der Blossom Festival School der Kent State University School of Music in Ohio tĂ€tig, weiters publizierte er Artikel in Musikzeitschriften.

Kurt Loebel (geb. Löbl) starb am 18. Oktober 2007 in Cleveland (Ohio), USA.

Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Kurt Löbel.
jewishgen.org: Vienna Births.
vha.usc.edu: Interview mit Kurt Loebel.
orpheusnews.at: Artikel „Kurt Loebel (Löbl)“.
ancestry.com: New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists; Connecticut, U.S., Federal Naturalization Records, 1790-1996; U.S., World War II Draft Cards Young Men; U.S., World War II Army Enlistment Records; U.S., Social Security Applications and Claims Index, 1936-2007; Ohio, U.S., Death Records.

Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Kurt Löbl, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/71b5e5ff-8223-4f88-8548-f88628339aab/)

Letzte Änderung: 14.11.2024