Karger, Richard
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Externe Identifikatoren
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1920-07-10
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Sterbedatum1988-12-20
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Beschreibung
Richard Karger
geb. 10.07.1920 in Wien, gest. 20.12.1988 in Wien
Richard Otto Karger wurde am 10. Juli 1920 als Sohn von Fanny (auch: Fanni, geb. Koblitz) und Richard Josef Karger in Wien geboren. Sein Vater, ein Handelsangestellter, starb bereits 1924 an Lungentuberkulose. Karger wuchs in bescheidenen Verhältnissen im Sechsten Wiener Gemeindebezirk auf: Die Familie lebte von der Vermietung eines Zimmers ihrer kleinen Wohnung, seine Mutter dürfte sich als Schneiderin ein Zusatzeinkommen verdient haben. Im Alter von acht Jahren (manche Quellen geben sechs Jahre an) begann er, Klavier zu lernen. Da die Familie kein eigenes Instrument besaß, musste er bei einer Nachbarin üben. 1932 erhielt Karger durch die Teilnahme an einem Wettbewerb einen Freiplatz am Neuen Wiener Konservatorium, an dem er bis 1938 Klavierunterricht erhielt. Bereits im Alter von etwa zwölf Jahren begann Karger zu komponieren und konnte gelegentlich seine Werke öffentlich zur Aufführung bringen. 1933 wurde in seiner Heimatpfarre Gumpendorf eine von ihm komponierte Messe im Beisein des Widmungsträgers Kardinal Theodor Innitzer uraufgeführt. Parallel zu seiner musikalischen Ausbildung besuchte er die Hauptschule und machte eine Buchbinderlehre.
Im Wintersemester 1938/39 schrieb sich Karger an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) ein, trat jedoch bereits im November 1938 wieder aus der Klavierklasse Walter Kerschbaumers aus. Aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Mutter galt Karger in der Zeit des Nationalsozialismus als „Mischling“. Ob bzw. inwieweit dies für den Abbruch seiner Studien ausschlaggebend war, lässt sich nicht belegen. Eigenen Angaben zufolge war er während des Zweiten Weltkriegs Privatschüler von Joseph Marx. Im Sommersemester 1951 kam Karger erneut an die mdw (damals Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), wo er bis zum Wintersemester 1951/52 Operetten- und Filmkomposition bei Rudolf Kattnigg studierte.
In der Nachkriegszeit begann Kargers Karriere als Barpianist und Komponist. Er spielte unter anderem in der Bar des Hotel Sacher und der des Café Splendid in Wien, im Hotel Kaiserhof in Bad Gastein, dem Kurhotel Austria in Gmunden und dem Hotel Pitter in Salzburg. Zu seinen Kompositionen zählen Wienerlieder und Schlager, mehrere Operetten sowie Bearbeitungen und Potpourris. Karger trat außerdem als Klavierbegleiter, unter anderem von Lotte Lang, Fritz Imhoff und Maria von Schmedes, in Erscheinung.
Richard Karger starb am 20. Dezember 1988 in Wien. Ein Teil seines musikalischen Nachlasses befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Richard Karger.
data.matricula-online.eu: Rk. Erzdiözese Wien, Pfarre Gumpendorf, Taufbuch Bd. 102, fol. 33; u. Sterbebuch Bd. 89, fol. 77.
anno.onb.ac.at: Neues Wiener Tagblatt, 18.09.1927, S. 56; Illustrierte Kronen-Zeitung, 04.06.1933, S. 11 u. S. 13; [k. A.], Und der ganze Prater lächelte vor Glückseligkeit, in: Illustrierte Kronen-Zeitung, 08.06.1933, S. 4-6; Illustrierte Kronen-Zeitung, 23.11.1933, S. 8; Ostbahn Bote, 17.12.1933, S. 3.
wien.gv.at: WAIS – Wiener Archivinformationssystem, Meldezettel Richard Karger.
musik-austria.at: Eintrag zu Richard Karger – Brief Kargers an Emmerich Arleth vom 10.02.1970; Unterlagen der Sendungen vom 17.07.1980, 13.07.1985 u. 27.03.1989; Illustrierte Kronen-Zeitung vom 06.06.1976, S. 24.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Richard Karger, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/72f6bf4a-3df2-4049-b1d9-1a9edf5d9e1f/)Letzte Änderung: 14.11.2024