Pokorny, Edith
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1909-03-18
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Sterbedatum2003-06-01
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Beschreibung
Edith Pokorny
geb. 18.03.1909 in Karlsbad, Böhmen (Karlovy Vary, CZE), gest. 01.06.2003 in Innsbruck
Alternative Namen: geb. Edith Josefine Gisela Amalie KriwerEdith Josefine Gisela Amalie Kriwer kam am 18. März 1909 in Karlsbad (Karlovy Vary, CZE) als drittes Kind von Friederike (geb. Peintner) und Josef Kriwer zur Welt. Ihre Mutter stammte aus einer angesehenen Münchner Kaufmannsfamilie, ihr Vater war ein in Wien und München ausgebildeter akademischer Maler und Gymnasialprofessor für Mathematik. Nach dem Besuch von Gymnasium und Haushaltungsschule absolvierte sie ein Kindergartenseminar und arbeitete anschließend als Kindergärtnerin. 1931 heiratete sie Heinrich Pokorny (1908- 1973), der in Amstetten als Taxiunternehmer bzw. nach der Übersiedlung des Ehepaares nach Wien als technischer Angestellter und später in Innsbruck als Kaufmann tätig war.
Im Sommersemester 1938 studierte Pokorny Klavier bei Ferdinand Rebay an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), brach ihre Ausbildung jedoch mit Ende des Studienjahres ab. Aufgrund der jüdischen Herkunft ihres Vaters galt sie als „Mischling“ im Sinne der Nürnberger Gesetze und sah sich wohl zur Aufgabe des Studiums genötigt.
Durch ihre Ehe mit einem als ‚arisch‘ geltenden Mann war Pokorny zwar in gewisser Weise geschützt, wenngleich nicht vor Restriktionen durch das nationalsozialistische Regime gefeit. Dies galt auch für ihren in zweiter Ehe mit einer ‚Arierin‘ verheirateten Vater, der die Zeit des Nationalsozialismus in Graz überlebte. Ihre Schwester Erna verlor nach dem ‚Anschluss‘ ihren Posten als Volksschullehrerin in Wattens und konnte als Kindermädchen bei einer Familie in Niederösterreich gleichsam untertauchen. Ihr Bruder Robert, der bereits in den 1920er-Jahren ins Ausland gegangen und sich 1937 in den USA (Philadelphia, PA) niedergelassen hatte, bot seinen Schwestern Hilfe für die Emigration an, doch sie wollten das Land nicht verlassen. Ihre Cousine Edith Kriwer und deren Bruder Albrecht konnten dank seiner Unterstützung über Großbritannien ins US-amerikanische Exil fliehen. Die in Wien gebliebene Schwester der beiden, Serafine Kriwer, wurde 1942 nach Maly Trostinec (Maly Traszjanez, BLR) deportiert und ermordet. In den 1940er-Jahren kamen die drei Kinder des Ehepaares Pokorny in Wien zur Welt, die Familie zog am Ende des Jahrzehnts nach Innsbruck, wo Edith Pokornys Mutter lebte. Eine Fortsetzung ihrer musikalischen Studien nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft war ihr zu ihrem Bedauern aufgrund der familiären Verpflichtungen nicht mehr möglich.
Edith Pokorny (geb. Kriwer) starb am 1. Juni 2003 in Innsbruck.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Edith Pokorny.
Mitteilung Elisabeth Gehrer.
portafontium.eu: Evangelische Pfarre Karlovy Vary, Taufbuch Bd. 5 (1907-1915), fol. 82.
data.matricula-online.eu: Rk. Diözese St. Pölten, Pfarre Amstetten, St. Stephan, Trauungsbuch Bd. 11, fol. 214 u. Taufbuch Bd. 15, fol. 180.
genteam.at: Index der jüdischen Matriken Wien und Niederösterreich.
ancestry.com: 1939 England and Wales Register; New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists; Pennsylvania, U.S., Federal Naturalization Records; U.S., Social Security Death Index; Germany and Surrounding Areas, Address Books.
innsbruckerinnen.at: Abfragen zu „Pokorny Edith“ und „Pokorny Heinrich“.
city-map.innsbruck.gv.at: Friedhöfe in Innsbruck, Grabsuche.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Edith Pokorny, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/81250cbb-c39a-4228-8087-740226a0292e/)Letzte Änderung: 14.11.2024