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Breuer, Georg


  • Personengruppe
    Studierende
  • Geburtsdatum
    1919-10-24
  • Sterbedatum
    2009-11-28
  • Beschreibung

    Georg Breuer

    geb. 24.10.1919 in Wien, gest. 28.11.2009 in Wien

    Georg Wolfgang Breuer wurde am 24. Oktober 1919 als Sohn von Dora (geb. Fränkel, auch: Fraenkel) und Ernst Breuer in Wien geboren. Seine Familie war, wie er in seiner Autobiografie schreibt, jüdischer Herkunft, jedoch nicht religiös. Während seiner Gymnasialzeit gründete Breuer im privaten Kreis einen „politischen Diskussionszirkel“, wurde Mitglied bzw. später Funktionär des Antifaschistischen Mittelschülerbunds (AMB) und pflegte Kontakte zum Kommunistischen Jugendverband (KJV), an dessen Aktionen er sich gelegentlich beteiligte. Vor einer geplanten Flugzettel-Aktion des AMB wurde Breuer am 28. April 1936 verhaftet und zu einer vierwöchigen Polizeihaft verurteilt. In der Folge wurde er vom Schulbesuch in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ausgeschlossen, weswegen er im darauffolgenden Jahr die Matura an einer Schule in Linz als Externist ablegte.

    Im Sommersemester 1938 schrieb sich Breuer in der Kapellmeisterschule der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) ein, besuchte den Unterricht jedoch nicht lange. Als sein in Italien auf Geschäftsreise befindlicher Vater vom Rücktritt Kurt Schuschniggs erfuhr, telegrafierte er seinem Sohn, er solle zu ihm kommen: Bereits am Abend des 12. März 1938 verließ Breuer das Land. Nach einem etwa zwei Wochen langen Aufenthalt in Italien ging er in die Schweiz nach Bern, wo ihn ein Freund seiner Eltern aufnahm und er ein Klarinettenstudium am dortigen Konservatorium begann.

    Sein Vater floh nach Großbritannien und Ende Oktober 1938 auch seine Mutter, die es ermöglichte, dass Breuer im März 1939 nachkommen konnte. Hier erhielt er eine Anstellung „offiziell als Koch-Lehrling“, arbeitete jedoch – wie er in seiner Autobiografie schrieb – „faktisch als Kellner“. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ging die Familie nach London, ab dem Frühling 1940 verrichtete Breuer Landarbeitsdienst auf einem Bauernhof im Westen Englands. Im Juni wurde er interniert und verbrachte die folgenden Monate in insgesamt fünf Lagern. Aufgrund des Erhalts einer Einreiseerlaubnis für die USA erfolgte im Dezember 1940 seine Entlassung, mangels einer Schiffspassage konnte Breuer das Land jedoch nicht verlassen und kehrte wieder nach London zurück. Hier schloss er sich dem österreichischen KJV an, dem er später auch als Mitglied der Leitung angehörte, und arbeitete für die von der Organisation Junges Österreich in Großbritannien herausgegebene Zeitschrift „Jung-Österreich“ (später: „Young Austria“). Ab dem Sommer 1941 war Breuer darüber hinaus in einer Margarinefabrik im Schichtdienst beschäftigt. 1943 heiratete er die ebenfalls vor der nationalsozialistischen Verfolgung geflohene Eva Brill (1922-2001, später: E. Köckeis-Stangl), zwei Jahre danach wurde die gemeinsame Tochter geboren.

    Im Dezember 1945 kehrte Breuer nach Wien zurück. Seine erste Ehe wurde nach der Rückkehr seiner Frau nach Österreich geschieden, und Breuer heiratete die ehemalige Widerstandskämpferin Rosa „Rosl“ Grossmann (geb. Buchberger, 1920-2013), mit der er zwei Kinder hatte. Er war als Redakteur bei Zeitungen und Zeitschriften, die der Kommunistischen Partei nahestanden, bzw. ab dem Ende der 1950er-Jahre als freiberuflicher Journalist und Schriftsteller tätig. Ab Anfang der 1960er-Jahre engagierte sich Breuer infolge der Kubakrise als Mitinitiator und -organisator der Ostermärsche, mit denen gegen den Einsatz von Atomwaffen demonstriert wurde, in der Friedensbewegung. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings trat Breuer aus der Kommunistischen Partei aus und gründete Anfang der 1970er-Jahre ein Solidaritätskomitee für die Demokratie in der damaligen ČSSR.

    Georg Breuer starb am 28. November 2009 in Wien.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Matrikelblatt Georg Breuer.
    Georg Breuer, Rückblende. Ein Leben für eine Welt mit menschlichem Antlitz, Horitschon – Wien 2003.
    genteam.at: Index der jüdischen Matriken Wien und Niederösterreich.
    ancestry.com: UK, World War II Alien Internees [dort Geburtsdatum mit 20.10.1919 angegeben].
    de.wikipedia.org: Artikel „Georg Breuer (Journalist)“ und „Eva Köckeis-Stangl“.
    medienundzeit.at: Medien und Zeit, Jg. 19 (2004), H. 1, S. 10-15.

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Georg Breuer, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/86091652-8a5a-42e1-b4b4-df04a156cb3e/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024