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Hartmann, Friedrich


  • Personengruppe
    Lehrende
  • Geburtsdatum
    1900-01-21
  • Sterbedatum
    1972-01-05
  • Beschreibung

    Friedrich Hartmann

    geb. 21.01.1900 in Wien, gest. 05.01.1972 in St. Andrä-Wördern

    Friedrich Helmuth Hartmann wurde am 21. Jänner 1900 als Sohn von Alice (geb. Witthauer) und Eduard Hartmann, zum damaligen Zeitpunkt Bürgerschullehrer, in Wien geboren. Sein Vater unterrichtete später an einer Lehrerinnenbildungsanstalt und von 1909 bis 1931 Allgemeine Pädagogik an der mdw.

    Hartmann studierte Jus und promovierte 1922 an der Universität Wien, parallel dazu war er von 1919/20 bis 1924/25 Student in Musiktheorie bei Joseph Marx und Franz Schmidt und ab 1923/24 zusätzlich in der Kapellmeisterschule an der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst bzw. im letzten Studienjahr an der neu gegründeten Fachhochschule für Musik und darstellende Kunst. Vermutlich legte er 1925 die Diplomprüfung der Kapellmeisterschule ab. (Ein Abschluss in Musiktheorie lässt sich nicht nachweisen.) Ab Mitte der 1920er-Jahre unterrichtete er musikwissenschaftliche Fächer an privaten Musiklehranstalten und war 1929 in administrativer Funktion an der Volkshochschule für Musik und Schauspiel in Wien tätig. Hartmann trat in den 1930er-Jahren auch als Komponist und Dirigent in Erscheinung, außerdem war er Funktionär im Ring ausübender Musiker Österreichs bzw. der Gewerkschaft der Musiker Österreichs und kurze Zeit Leiter der Ostmärkischen Sturmscharen im niederösterreichischen St. Andrä-Wördern.

    Seit Februar 1930 unterrichtete Hartmann Allgemeine Musiklehre an der mdw, außerdem leitete er deren Streichorchester und war 1931 dem Präsidenten der damaligen Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien für die Erledigung administrativer Aufgaben zur Seite gestellt.

    Der nach dem ‚Anschluss‘ eingesetzte kommissarische Leiter der mdw, Alfred Orel, führte in einem mit „Abbauliste“ betitelten Schreiben bei Hartmann „Frau Halbjüdin, polit. untragbar“ an und beantragte dessen Kündigung, die im Mai für das Ende des Studienjahres ausgesprochen wurde.
    Zusammen mit seiner Frau, der Musikpädagogin Anna Maria „Anny“ (geb. Schwed) und der gemeinsamen Tochter flüchtete Hartmann 1939, unterstützt von Kardinal Theodor Innitzer, nach Südafrika. Hier gelang es ihm, an der Rhodes-Universiteit akademische Karriere zu machen. Hartmann wurde 1940 zum ao. und zwei Jahre darauf zum o. Professor ernannt, ab 1950 war er Dekan. 1954 erfolgte seine Berufung zum Ordinarius an der Universiteit van de Witwatersrand in Johannesburg.

    Bereits im Dezember 1945 versuchte Hartmann, sich mit der mdw wegen seiner Wiederanstellung in Verbindung zu setzen. Er wandte sich auch an Kardinal Innitzer, Joseph Marx sowie den Programmdirektor der RAVAG (Radio Verkehrs AG), Rudolf Henz, mit der Bitte, ihn bei seiner Rückkehr nach Österreich zu unterstützen. Der Präsident der Akademie, Karl Kobald, antwortete Hartmann, dass es ihm „selbstverständlich“ zustünde, seine Lehrverpflichtung wieder zu erhalten, ergänzte jedoch wenig einladend:

    Gleichzeitig möchte ich Sie freundschaftlich darauf aufmerksam machen, daß die Honorierung seit damals wohl die gleiche geblieben ist, die Lebensbedingungen hier in Wien und in Österreich jedoch unvergleichlich schwerer geworden sind. Es bleibt also Ihrem Ermessen überlassen, ob Sie nicht doch einen günstigeren Zeitpunkt zu Ihrer Rückkehr wählen wollen.

    Zu einer Rückkehr und erneuten Anstellung Hartmanns kam es erst 1961, als er zum o. Professor für Musikgeschichte an der mdw berufen und, zum Stellvertreter des Präsidenten der damaligen Akademie ernannt, mit administrativen Tätigkeiten am Haus betraut wurde. 1967 wurde ihm der Hofratstitel verliehen.

    Em. o. Hochschulprofessor Hofrat Dr. Friedrich Hartmann starb – weniger als zwei Jahre nach seiner 1970 erfolgten Emeritierung – am 5. Jänner 1972 in St. Andrä-Wördern.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Matrikelblatt 104/8/1919; Matrikelblatt 13/H/1924; Personalakt Friedrich Hartmann; 1809/1929-30 P2; 2/Res/1931; 94/Res/1938; 95/Res/1938; 1843/1938 Min; 145/Res/1946; 511/Res/1947.
    K. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien (Hg.), Jahresbericht der k. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst über das Schuljahr 1909-1910, Wien 1910, S. 62.
    Primavera Driessen Gruber, Kap der guten Hoffnung – aber für wie lange? Österreichisches Musik-Exil in Südafrika, in: Margit Franz und Heimo Halbrainer (Hg.), Going East – Going South. Österreichisches Exil in Asien und Afrika, Graz 2014, S. 335-359, hier S. 354-358.

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Friedrich Hartmann, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https:// https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons//87560d2e-fec1-4f4d-be33-d2de7b4b076d/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024