Kohn, Kurt
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Externe Identifikatoren
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1918-10-11
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Sterbedatum1988-02-07
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Beschreibung
Kurt Kohn
geb. 11.10.1918 in Wien, gest. 07.02.1988 in Johannesburg (ZAF)
Alternative Namen: Raymond Stuart Martin bzw. Ray Martin, Pseudonyme Chris Armstrong, Buddy Cadbury, Hans Gotwald, Gus Latimer, Harry Nelson, Lester Powell, Marshall Ross, Tony Simmonds, Ricardo SuerteKurt Kohn kam am 11. Oktober 1918 als Sohn von Leopoldine Marie (geb. Bachofner) und Richard Kohn, einem Vertreter, in Wien zur Welt. Seine Mutter war anlässlich der Heirat mit seinem Vater von der katholischen zur jüdischen Religion konvertiert.
Im Sommersemester 1935 begann Kohn ein Violinstudium bei Ernst Morawec an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien). Nach dem ‚Anschluss‘ besuchte er den Unterricht nicht mehr und floh im Mai 1938 nach Großbritannien. Sein Lehrer Morawec trug für das Sommersemester Benotungen ein – vermutlich, um ihm den Erhalt eines Jahreszeugnisses zu ermöglichen. Auch seine Eltern und sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Ernst konnten sich in Großbritannien in Sicherheit bringen.
Kohn wurde 1940 als sogenannter ‚enemy alien‘ interniert und am 10. Juli mit der S. S. Dunera nach Australien gebracht, von wo er Ende November 1941 wieder zurückkehrte und freigelassen wurde. In biografischen Artikeln wird ein darauffolgender Dienst in der britischen Armee genannt; in welcher Funktion bzw. wie lange er beim Militär war, lässt sich anhand von Originaldokumenten nicht feststellen.
Seit seiner im Dezember 1947 erfolgten Einbürgerung lautete sein Name, den er bereits zuvor als Künstlernamen verwendet hatte, offiziell Raymond Steward Martin bzw. kurz Ray Martin.
Martin gelang es in den Nachkriegsjahren, sich in Großbritannien als Musiker, Dirigent, Komponist und Arrangeur sowie Musikmanager zu etablieren. Seine Konzerte wurden im Radio, später auch im Fernsehen übertragen, Mitte der 1950er-Jahre moderierte er eine TV-Sendung („Isn‘t It Romantic“). 1957 verlegte Martin seinen Wohnsitz in die USA, blieb jedoch mit Plattenaufnahmen weiterhin international tätig. 1972 kehrte er in das Vereinigte Königreich zurück, Ende der 1970er-Jahre zog er kurz nach Zypern und 1978 nach Südafrika, wo er neuerlich eine Karriere beim Rundfunk aufbaute.Ray Martin (geb. Kurt Kohn) war zweimal verheiratet und Vater eines Kindes.
Er starb am 7. Februar 1988 in Johannesburg (Südafrika).Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Kurt Kohn; 3189/1978.
genteam.at: Index der jüdischen Matriken Wien und Niederösterreich.
jewishgen.org: Family Tree of the Jewish People.
en.wikipedia.org: Artikel „Ray Martin (orchestra leader)“.
robertfarnonsociety.org.uk: David Ades, Artikel „Ray Martin“.
ancestry.com: UK, World War II Alien Internees.
thegazette.co.uk: The London Gazette, 18.01.1948, S. 423; England & Wales, National Probate Calendar.
newspapers.com: Daily Mail, 07.12.1946, S. 3; Evening Standard, 08.03.1947, S. 3; Evening Standard, 14.02.1948, S. 3; Evening Standard, 28.11.1955, S. 6.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Kurt Kohn, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/8d9dc389-eec7-46f2-80ff-ca2d0417acd4/)Letzte Änderung: 14.11.2024