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Sgalitzer, Elsa


  • Personengruppe
    Lehrende
  • Geburtsdatum
    1896-02-06
  • Sterbedatum
    1980-01-25
  • Beschreibung

    Elsa Sgalitzer

    geb. 06.02.1896 in Wien, gest. 25.01.1980 in Wien
    Alternative Namen: geb. Elisabeth Stefanie Massinger

    Elsa Sgalitzer kam als Elisabeth Stefanie Massinger als uneheliche Tochter des Dienstmädchens Elisabeth Massinger am 6. Februar 1896 in Wien zur Welt. Im März 1910 wurde auf ihrem Taufmatrikel vermerkt, Moriz Josef Sgalitzer hätte sich „bei dem magistratischen Bezirksamte für den IX. Bezirk in Wien vor zwei Zeugen als Vater erklärt und die Eintragung seines Namens ausdrücklich verlangt“. Kurz davor hatte er ihre Mutter geheiratet.

    Elsa Sgalitzer besuchte ein Lyzeum, an dem sie auch musikalisch ausgebildet wurde, und begann 1913/14 ein Gesangsstudium an der mdw (damals k. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) bei Marie Seyff-Katzmayr. 1919 legte sie die Reifeprüfung mit vorzüglichem Erfolg ab und nahm anschließend Privatunterricht bei Laura Hilgermann. Ab Anfang der 1920er-Jahre begann ihre Karriere als Sängerin: Sie trat bei Konzerten auf, sang an der Volksoper und am Burgtheater und gab Privatunterricht. Mitte der 1930er-Jahre bemühte sich Sgalitzer um eine Anstellung als Lehrerin für „Sprech- und Vortragsübung für Sänger“ an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) und wurde im Studienjahr 1937/38 mit der Abhaltung eines gleichlautenden Volkstümlichen Kurses betraut. Dieses Weiterbildungsangebot wurde sowohl Studierenden als auch der interessierten Öffentlichkeit angeboten; die Lehrenden waren nicht fest angestellt, sondern erhielten einen Teil der eingenommenen Kursbeiträge als Honorar.

    Anfang Juni 1938 traf ein vermutlich unter falschem Namen verfasstes Denunziationsschreiben an der mdw ein, in dem die Akademieleitung darauf hingewiesen wurde, dass Sgalitzers Vater „Volljude“ sei und ihr unterstellt wurde, sie hätte „bestimmt ihre jüdische Abstammung bis jetzt verheimlicht“. Der „Bitte […] dieser Sache Beachtung zu schenken“ wurde – wohl um Druck zu erzeugen – die Information beigefügt „Derselbe Brief ging an die Bezirksleitung“. Sgalitzer, deren im Geburtsmatrikel nachträglich eingetragener Vater tatsächlich entsprechend den Nürnberger Gesetzen als Jude gegolten hätte (er starb bereits 1922), informierte die Akademieleitung Anfang Juli, sie sei nun imstande, ihren „Arier-Nachweis vollständig zu erbringen“. Dass ihr das zu diesem Zeitpunkt möglich war, ist vermutlich eine Schutzbehauptung, denn erst nach einer über ein Jahr dauernden „erb- und rassenkundlichen Untersuchung“ am Anthropologischen Institut der Universität Wien wurde ihr 1939 attestiert, „deutschbluetig, bezw. artverwandt“ zu sein. Erst dann war ihr die Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer und damit die Berufsausübung möglich. 1943 wurde sie nach einer erneuten Überprüfung durch das Reichssippenamt als „jüdischer Mischling 1. (ersten) Grades“ eingestuft, worauf ihr Ausschluss aus der Reichsmusikkammer erfolgte. Darüber hinaus wurde die Reichsmusikkammer noch Ende des Jahres 1943 vom Gaupersonalamt informiert, dass ihr zwar eine „direkte Gegnerschaft durch konkrete Handlungen nicht nachgewiesen werden kann“, jedoch ihr „gesamtes Verhalten […] als ablehnend bezeichnet werden muss“ und sie „Vertretern der Partei sehr unfreundlich“ gegenüberstehe. Demnach bestünden „politische Bedenken, sie in einem freien Berufe wirken zu lassen“. Ab April 1944 musste Sgalitzer ein Jahr lang Dienste als Hilfsarbeiterin in metallverarbeitenden Betrieben verrichten. Durch das Einatmen von Aluminiumstaub und giftigen Dämpfen wurden ihre Stimmorgane so stark geschädigt, dass sie nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft ihre künstlerische Karriere nicht mehr fortsetzen konnte und sich auf das Unterrichten beschränken musste. Eine von ihr angestrebte Anstellung an der mdw kam nicht zustande.

    Elsa Sgalitzer starb am 25. Jänner 1980 in Wien.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Matrikelblatt 219/3/1913; Personalakt Elsa Sgalitzer; 2654/1935 P2; 1454/1937 P2; 152/Res/1945.
    Wiener Stadt- und Landesarchiv: Opferfürsorgeakt Elisabeth Sgalitzer.
    BioExil Datenbank Primavera Driessen Gruber.
    data.matricula-online.eu: Rk. Erzdiözese Wien, Pfarre St. Johann Nepomuk, Taufbuch Bd. 23, fol. 196.
    wien.gv.at: WAIS – Wiener Archivinformationssystem, Meldezettel Elisabeth Sgalitzer.

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Elsa Sgalitzer, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/91ba2316-f13b-43e9-895b-430644459b1d/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024