Ruber, Ignaz
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1912-03-24
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Sterbedatum1982-02-08
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Beschreibung
Igo Hugo Ruber
geb. 24.03.1912 in Wien, gest. 08.02.1982 in Wien
Alternative Namen: geb. Ignaz Hugo Georg Maria „Igo“ von RuberIgo Hugo Ruber kam am 24. März 1912 als Ignaz Hugo Georg Maria von Ruber, Sohn von Maria del Pilar (geb. von Codelli-Fahnenfeld) und dem Ministerialbeamten Dr. Ignaz „Igo“ Ruber sen. in Wien zur Welt. Er wuchs im dritten Wiener Gemeindebezirk auf und besuchte ein humanistisches Gymnasium. Ganz der Tradition seiner Familie folgend (sein Urgroßvater war Richter, sein Großvater Justizminister und Präsident des Obersten Gerichtshofs, sein Vater Jurist) studierte er ab 1933/34 Rechtswissenschaften an der Universität Wien, brach seine Ausbildung jedoch mit Ende des Sommersemesters 1936 ab. Neben seinem Jusstudium dürfte er bereits stimmbildnerischen Unterricht erhalten haben: Für Dezember 1936 ist ein Auftritt bei einer Veranstaltung der Wiener akademischen Mozartgemeinde (später: Mozartgemeinde Wien) belegbar.
Im Wintersemester 1937/38 schrieb sich Ruber an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) ein und belegte das Fach Dramatische Darstellung (Opernschule) bei Wilhelm Klitsch. Sein erster Auftritt bei einem Opernfragmenteabend erfolgte im Dezember 1937 und fand positive Erwähnung in einer Zeitungskritik. Nachdem sein Lehrer infolge des ‚Anschlusses‘ vom Haus entfernt worden war, erhielt Ruber 1938/39 Unterricht bei August Markowsky.
Für die Saison 1939/40 scheint Ruber ein Engagement an einer Bühne erhalten zu haben: Auf der zu ihm angelegten Karteikarte der Wehrmacht ist als erlernter wie ausgeübter Beruf „Opernsänger“ angegeben. Mit 1. März 1940 wurde er zur Kriegsdienstleistung einberufen. Nachdem ihm eine Beurlaubung vom Militärdienst „zur Beendigung ihres Studiums und zur Ablegung von Prüfungen“ bewilligt worden war, schrieb sich Ruber im Jänner 1941 erneut an der mdw ein. Aufgrund fehlender Eintragungen von Benotungen auf dem Matrikelblatt ist jedoch fraglich, ob er den Unterricht in der Klasse Gunnar Graaruds tatsächlich besuchte. Aus einer Aktennotiz geht hervor, dass er 1941 bei der Reichstheaterkammer die Eignungsprüfung für den Bühnenberuf mit Auszeichnung abgelegte.
Im Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes befindet sich ein „Erhebungsbogen“ für Mitglieder der Widerstandsbewegung 05 in St. Gilgen, auf dem Ruber angab, vom 16. März bis 30. April 1938 inhaftiert gewesen, an der Ausübung seines Berufes gehindert und dreimal zur Gestapo vorgeladen worden zu sein. Die von ihm genannte Widerstandstätigkeit beschrieb er mit „Mithilfe bei Außerlandesschaffung von politischen Flüchtlingen und jüdischen Familien“. Rubers Vater, der der Widerstandsgruppe Großösterreichische Freiheitsbewegung angehörte, wurde im Oktober 1940 verhaftet und verbrachte knapp zwei Jahre im Gefängnis. Er starb nach seiner krankheitsbedingten Entlassung 1943 an den Folgen der Haft. Rubers Schwester wurde infolge der Verhaftung des Vaters die Mitgliedschaft in der Reichsmusikammer verwehrt, weswegen sie nicht mehr als Pianistin und Musikpädagogin tätig sein konnte.
Für die Zeit nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft ist (bisher) keine künstlerische Tätigkeit Rubers nachweisbar. Im Deutschen Biografischen Archiv ist nur angegeben, er wäre als „Buchdrucker in der Donau-Kraftwerke AG“ tätig und Mitglied einer Freimaurerloge gewesen.
Aus Rubers erster, 1940 mit Dietlinde (vmtl. geb. Ceglarski, verh. Ruber, verh. Phillips, 1918-2009) geschlossener Ehe gingen zwei Kinder hervor, die 1948 gemeinsam mit ihrer Mutter in die USA auswanderten. 1956 heiratete er Gertrude Meissner (1927-1999). Ignaz Hugo „Igo“ Ruber starb am 8. Februar 1982 in Wien.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Igo Hugo Ruber; Programmzettel vom 06.12.1937; 1042/1941 MiBe; 248/Res/1947 (in: 648/Res/1948 Bewerbungen).
data.matricula-online.eu: Rk. Erzdiözese Wien, Pfarre Landstraße – St. Rochus, Taufbuch Bd. 84, fol. 19.
biographien.ac.at: Felix Sinzinger, Artikel „Ruber, Ignaz Frh. von (1845-1933), Jurist“.
anno.onb.ac.at: Die Stunde, 05.12.1936, S. 3; Neues Wiener Abendblatt [Neues Wiener Tagblatt, Abendausgabe], 09.12.1937, S. 3.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, MilEv, Zentrale Suchkartei, 1939-1945.
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: 2595.
ancestry.com: Family Tree Familie Riewe, Eintrag von tobby200; New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists.
newspapers.com: The Times-Tribune, 22.04.2009, S. A5.
friedhoefewien.at: Verstorbenensuche [Eintragungen zu Ignaz und Gertrude Ruber (Friedhof Neustift)].
degruyter.com: Deutsches Biografisches Archiv, DBA 340206.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Igo Hugo Ruber, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/98dc1e1d-4ec2-44ec-8c02-81f9821bf194/)Letzte Änderung: 21.11.2024