Melzer, Melitta
-
PersonengruppeStudierende
-
Geburtsdatum1918-11-04
-
Sterbedatum1977-06-06
-
Beschreibung
Melitta Melzer
geb. 04.11.1918 in Wien, gest. 06.06.1977 in Darling Point, NSW (AUS)
Alternative Namen: auch Melitta Melser, verh. KlingerMelitta Melzer wurde am 4. November 1918 als Tochter von Anna (geb. Schrager) und dem Kaufmann Leon Melzer in Wien geboren.
Vom Sommersemester 1936 bis 1937/38 studierte sie Künstlerischen Tanz bei Gertrud Bodenwieser an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), 1936/37 belegte sie zusätzlich Gesang bei Corneille de Kuyper.Gertrud Bodenwieser konnte nach dem ‚Anschluss‘ Engagements für zwei Tanzgruppen in die Wege leiten: jenes für Kolumbien, mit dem sie selbst das Land verlassen konnte, und ein weiteres für Australien. Mit der Aussicht, in das zweite Ensemble aufgenommen zu werden, trat Melzer Anfang 1939 ihre Flucht über Italien (Neapel) nach Australien an. Hier lief sie Mitte Februar mit der S. S. Orontes in Melbourne ein und traf auf die anderen, kurz zuvor ins australische Exil gelangten Mitglieder der Bodenwieser- Tanzgruppe, unter denen sich auch ihre Studienkolleginnen Edith Katharina Kann und Bettina Lanzer befanden. Ende August 1939 stieß schließlich auch Gertrud Bodenwieser zu ihnen.
Melitta Melzers in Wien gebliebener, verwitweter Vater wurde 1942 nach Maly Trostinec (Maly Traszjanez, BLR) deportiert und ermordet. Wie lange Melzer in den 1940er-Jahren noch als Tänzerin aktiv war, lässt sich nicht exakt feststellen. Ihre künstlerische Karriere scheint sie spätestens nach ihrer im Jänner 1944 mit dem ebenfalls vor der nationalsozialistischen Verfolgung geflohenen Ferdinand „Ferry“ Klinger (1913-1969) geschlossenen Ehe, der zwei Kinder entstammten, beendet zu haben.
Melitta Klinger (geb. Melzer) starb am 6. Juni 1977 in Darling Point (New South Wales), Australien.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Melitta Melzer.
genteam.at: Index der jüdischen Matriken Wien und Niederösterreich.
Bettina Vernon-Warren und Charles Warren (Hg.), Gertrud Bodenwieser and Vienna’s Contribution to Ausdruckstanz, Abington – New York 22013, S. 101.
Thomas Kampe, Displaced / Displayed – Surviving Dance in Exile, in: Gerhard Kampe, Thomas Kampe (Hg.), Beyond Forgetting. Persecution / Exile / Memory. Transdisciplinarity in Design, Performance and Education, Göttingen 2021, S. 139-140.
Shona Dunlop MacTavish, Gertrud Bodenwieser. Tänzerin, Choreographin, Pädagogin. Wien – Sydney, Bremen 1992, S. 45.
recordsearch.naa.gov.au: Passenger arrivals index [In der Passagierliste wird sie als Miss N. Melzer geführt, ist aber dadurch identifizierbar, da als Adresse in Melbourne „J.C. Williamsons“ – der Name der Theateragentur, die die Auftritte der Bodenwieser-Gruppe in Australien veranstaltete – angegeben ist. Die Ankunft in Melbourne ist im Index mit 14.02.1939 angegeben,was jedoch die Ankunft in Freemantle betrifft – siehe dazu ancestry.com: Freemantle,Western Australia, Passenger Lists]; Abfrage zu Ferdinand Klinger.
ancestry.com: Freemantle, Western Australia, Passenger Lists; Sydney, Australia, Anglican Parish Registers [in der Datenbank falsch mit Melyer transkribiert]; Australia, Electoral Rolls.
geni.com: Eintrag zu „Ferdinand Klinger“.
newspapers.com: The Sydney Morning Herald, 10.01.1969, S. 2; The Sydney Morning Herald, 08.06.1977, S. 28.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Melitta Melzer, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/992472b0-9893-4022-9697-493e3e8db834/)Letzte Änderung: 14.11.2024