Wurmann, Hans Georg
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Externe Identifikatoren
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1922-01-21
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Sterbedatum2001-11-27
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Beschreibung
Hans Georg Wurmann
geb. 21.01.1922 in Wien, gest. 27.11.2001 in Cedar Crest, NM (USA)
Alternative Namen: Hans George Wurman, auch Howard WardHans Georg Wurmann wurde am 21. Jänner 1922 als Sohn von Anna (geb. Brüll) und dem Rechtsanwalt Dr. Heinz Wurmann in Wien geboren.
Anfang der 1930er-Jahre begann Wurmann seine Klavierausbildung am Neuen Wiener Konservatorium. Von 1936/37 bis 1937/38 studierte er Klavier bei Berta Jahn-Beer an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien). Im Juni 1938 bat seine Mutter die Akademie um Stundung des Schulgeldes:
„Mein Mann […] befindet sich seit 24. März d.J. in Schutzhaft, seither lebe ich mit meinem 16j. Sohn Hans Georg Wurmann in der bittersten Not. “
Von der NS-Studentenführung wurde dazu angemerkt:
„Es ist anzunehmen, daß, wenn jemand seit März l.J. in Schutzhaft ist, [er] entweder mosaisch, oder politisch nicht einwandfrei ist. Aus diesem Grunde kann die Studentenführung zu diesem Gesuch nicht Stellung nehmen. “
Ein Zahlungsaufschub wurde bis 1. September gewährt, was durchaus nicht die Regel war.Wurmanns Vater war von März bis Juli 1938 im Polizeigefängnis Wien in Haft und im Dezember 1938 im KZ Dachau (DEU) interniert. Die Familie konnte 1939 nach Großbritannien fliehen, wo Wurmanns Eltern als Hausangestellte arbeiteten. Er studierte an der Royal Academy of Music in London, war danach als Arrangeur bei der British Broadcasting Corporation (BBC) beschäftigt und als Dirigent, Pianist und Filmmusikkomponist künstlerisch tätig.
1945 heiratete er die Geigerin Brenda Traini, 1951 wanderte das Paar in die USA (Chicago, IL) aus, wohin Wurmanns Eltern bereits 1948 gegangen waren. Hier setzte er seine Karriere als Pianist, Komponist und Arrangeur fort, außerdem trat er als Organist hervor: Er konzertierte u.a. mit dem Chicago Symphony Orchestra und gewann 1959 den 1. Preis bei der American Guild of Organists’ National Competition. Im Jahr zuvor hatte er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten. Wann die Amerikanisierung seines Nachnamens in Wurman erfolgte, lässt sich nicht genau datieren. Wurman war als musikalischer Leiter mehrerer Synagogen und Kirchen, bei Letzteren auch als Organist tätig. 1962 unternahm er – vermutlich als Organist – eine Europatournee. Ende der 1960er-Jahre begann er, sich mit elektronischer Musik zu befassen: Insgesamt vier Schallplatten mit von ihm für den Moog-Synthesizer arrangierten bzw. von ihm interpretierten klassischen Werken erschienen zwischen 1969 und 1976. Neben seinen vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten betrieb er das größte Aufnahmestudio Chicagos und unterrichtete Akustik am American Conservatory of Music, dessen Keybord Department er vorstand.
Am 27. November 2001 starb Hans Wurman in Cedar Crest (New Mexico), USA.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Hans Georg Wurmann; 1669/1938 Sch3.
Josef Reitler, 25 Jahre Neues Wiener Konservatorium 1909-1934, Wien 1934, S. 77.
newspapers.com: Chicago Tribune [i.d.F. CT], 26.04.1953, S. 6; CT, 20.12.1953, S. 158; Chicago Daily Calumet, 28.04.1958, S. 5; CT, 01.03.1959, S. 4; The Holland Evening Sentinel, 12.09.1962, S. 2; Kenosha News, 10.12.1965, S. 3; The Maryville Daily Forum, 08.04.1978, S. 3; CT, 09.12.2001, S. 63.
Barbara Sauer und Ilse Reiter-Zatloukal, Advokaten 1938. Das Schicksal der in den Jahren 1938 bis 1945 verfolgten österreichischen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, Wien 2010, S. 371.
ancestry.com: 1939 England and Wales Register; UK, World War II Alien Internees; England & Wales, Civil Registration Marriage Index; UK and Ireland, Outward Passenger Lists; New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists; Illinois, U.S., Federal Naturalization Records.
books.google.com: The Library of Congress, Copyright Office, Catalog of Copyright Entries.
Wallace P. Rusterholz, The First Unitarian Society of Chicago. A Brief History, S. 19.
discogs.com: Hans Wurman.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Hans Georg Wurmann, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/9d89ad58-573a-4bce-9b69-9d2e2f7ef3a8/)Letzte Änderung: 14.11.2024