Zuckerkandl, Viktor
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2024-06-03T15:23:09Z
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Viktor Zuckerkandl
geb. 02.07.1896 in Wien, gest. 24.04.1965 in Ascona (CHE)
Alternative Namen: Victor Zuckerkandl, falsch ZuckerkandelViktor Zuckerkandl wurde am 2. Juli 1896 als Sohn von Mirjam Amalie (geb. Amalia Schlesinger) und Dr. Otto Zuckerkandl in Wien geboren. Er wuchs gemeinsam mit zwei Schwestern in einem groĂbĂŒrgerlichen, assimilierten jĂŒdischen Elternhaus auf: Sein Vater war ein bekannter Urologe und Dozent bzw. spĂ€ter Professor an der UniversitĂ€t Wien. Seine Mutter â vor allem bekannt durch Gustav Klimts PortrĂ€t â war die Tochter des Schriftstellers und Journalisten Sigmund Schlesinger und Enkelin des Direktors des Theaters in der Josefstadt Franz Pokorny.
Zuckerkandl erhielt neben seiner schulischen Bildung Klavierunterricht bei Richard Robert und wurde â nachdem er zuvor kurz bei Eusebius Mandyczewski musiktheoretische Studien betrieben hatte â im Oktober 1914 SchĂŒler Heinrich Schenkers. Parallel dazu inskribierte er Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der UniversitĂ€t Wien. Mit seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg fanden seine Studien 1915 ein vorlĂ€ufiges Ende. 1927 schloss er diese mit der Vorlegung der Dissertation âPrinzipien und Methoden der Instrumentation in Mozarts dramatischen Werkenâ und der Promotion zum Doktor der Philosophie ab. Bereits wĂ€hrend seines Studiums war Zuckerkandl als Dirigent tĂ€tig, nach seinem Abschluss arbeitete er bis 1933 als Kulturjournalist fĂŒr BlĂ€tter des Ullstein-Verlags in Berlin (DEU).
Ab 1934 bemĂŒhte sich Zuckerkandl um eine Anstellung an der mdw (damals Staatsakademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien). Im Sommersemester 1936 wurde er mit der Abhaltung eines VolkstĂŒmlichen Kurses (einem der Ăffentlichkeit zugĂ€nglichen Weiterbildungsangebot der mdw) ĂŒber âMusikalisches Gestalten im Gesangâ betraut. Belegbar ist ein weiterer von Zuckerkandl gehaltener Kurs ĂŒber âMusikalische Gestaltung in Opern-, Oratorien- und Liedgesangâ im Studienjahr 1937/38. Ob er in der Zeit dazwischen auch unterrichtete, kann mangels entsprechender Unterlagen nicht festgestellt werden. Auch ist nicht klar, ob er im Sommersemester 1938 noch als Vortragender tĂ€tig war.
Zuckerkandl floh gemeinsam mit seiner Ehefrau ĂŒber Schweden (Stockholm) in die USA, wo das Ehepaar am 1. Dezember 1939 mit der S. S. Stavangerfjord aus Norwegen (Oslo) in New York (NY) eintraf. Anfang April 1942 wurden seine Mutter und seine Schwester Eleonore Stiasny nach Izbica (POL) deportiert. Der nach Prag (Praha, CZE) geflohene Ehemann der Schwester und deren gemeinsamer Sohn wurden im Dezember bzw. Oktober desselben Jahres nach Theresienstadt (TerezĂn, CZE) und in der Folge nach Auschwitz (OĆwiÄcim, POL) deportiert. Sie alle wurden Opfer der Shoah. Zuckerkandls Schwester Hermine MĂŒller-Hofmann und ihr Mann ĂŒberlebten die Zeit des Nationalsozialismus in Bayern.
Von 1940/41 bis 1941/42 unterrichtete Zuckerkandl Musik am Wellesley College in Massachusetts und war von 1942 bis 1944 in einem RĂŒstungsbetrieb beschĂ€ftigt. Danach folgte möglicherweise eine TĂ€tigkeit am Middlebury College in Vermont, die in einem kurzen Lebenslauf im âBulletinâ der New School of Social Research erwĂ€hnt wird, an der er von 1946 bis 1949 lehrte. Von 1948 bis 1964 war Zuckerkandl âdirector of musicâ am St. Johnâs College in Annapolis (MD). DarĂŒber hinaus war er Mitarbeiter des âHarvard Dictionary of Musicâ und Verfasser musikwissenschaftlicher BeitrĂ€ge und Monografien: Unter anderem erschienen 1959 âThe Sense of Musicâ und 1963 âDie Wirklichkeit der Musik. Der musikalische Begriff der AuĂenweltâ. Nach seiner Pensionierung lieĂ sich Zuckerkandl in Ascona (CHE) nieder, wo er bereits seit Anfang der 1960er-Jahre an den Eranos-Tagungen teilgenommen hatte.
Viktor Zuckerkandl war in erster Ehe mit Marianne Giustiniani (geb. Bachrach, 1882-1964) verheiratet und nach deren Tod mit der Musikwissenschaftlerin und KlavierpĂ€dagogin Gertrude âGertyâ (auch: Gertrud) Bamberger (1904- 1965). Er starb am 24. April 1965 in Ascona.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: 764/1935 P2; 1648/1937 V.
familysearch.org: Ăsterreich, Niederösterreich, Wien â Matriken der Israelitischen Kultusgemeinde, Geburtsanzeigen 1896, Zl. 1903 [anbei das Trauungszeugnis der Eltern].
data.matricula-online.eu: Ev. Kirche A.B., Pfarre Wien-Innere Stadt (Lutherische Stadtkirche), Taufbuch Bd. 22, Zl. 568.
geschichtewiki.wien.gv.at: Artikel âOtto Zuckerkandlâ.
biographien.ac.at: S. Leskowa, Artikel âSchlesinger, Sigmundâ; Hubert Reitterer, Artikel âPokorny, Franzâ.
oxfordmusiconline.com: Wolfgang Suppan, Artikel âZuckerkandl, Viktorâ.
mgg-online.com: Harald Haslmayr, Artikel âZuckerkandl, Viktorâ.
schenkerdocumentsonline.org: Artikel âViktor [Victor] Zuckerkandlâ.
musiklexikon.ac.at: Harald Haslmayr, Artikel âZuckerkandl, Familieâ.
ancestry.com: New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists; 1940 United States Federal Census; U.S., Reports of Deaths of American Citizens Abroad.
lexikon-provenienzforschung.org: Artikel âWilhelm MĂŒller-Hofmannâ.
newspapers.com: [k. A.], âWellesley Faculty Increased by 10â, in: The Boston Globe, 01.06.1940, S. 11; The Philadelphia Inquirer, 10.10.1948, S. 47; The Evening Sun, 06.10.1971, S. 46.
doew.at: Personendatenbank.
archive.org: Wellesley College (Hg.), Annual Reports Number of the Wellesley College Bulletin. October 1940, Jg. 30, H. 1, S. 41; Wellesley College (Hg.), Annual Reports Number of the Wellesley College Bulletin. October 15, 1942, Jg. 32, H. 2, S. 35.
digital.archives.newschool.edu: New School Bulletin, Spring Session 1946, S. 137; New School Bulletin, Spring Session 1949, S. 48.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Viktor Zuckerkandl, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw â UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/aac7c358-98a2-4c50-a6eb-85bbba30973a/)Letzte Ănderung: 14.11.2024
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1965-04-24
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