Wicki, Bernhard
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1919-10-28
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Sterbedatum2001-01-05
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Beschreibung
Bernhard Wicki
geb. 28.10.1919 in St. Pölten, gest. 05.01.2000 in München (DEU)
Alternative Namen: Bernhard WickyBernhard Wolfgang Wicki kam am 28. Oktober 1919 als Sohn von Melanie (geb. Kleinhapl) und Bernhard Wicky [sic] in St. Pölten zur Welt. Aufgrund der beruflichen Tätigkeit seines Vaters, eines aus der Schweiz stammenden Ingenieurs, zog die Familie nach Deutschland (Köthen/Anhalt). Hier wurde Wicki Mitglied einer kommunistischen Jugendbewegung, weswegen ihn sein Vater nach der Machtergreifung Hitlers nach Österreich schickte. Nach Schulbesuchen in Wien und Salzburg legte er die Matura in einer Schule in Ostpreußen ab, wo seine Familie mittlerweile lebte.
1938 brach Wicki ein an der Universität Breslau angefangenes Studium ab und begann ein Schauspielstudium bei Gustaf Gründgens an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin. Hier wurde er Anfang November festgenommen und kam für mehrere Monate als politischer Häftling in das KZ Sachsenhausen (DEU). Anlass für seine Verhaftung war eine abfällige Äußerung über die Ehefrau Hermann Görings, die Schauspielerin Emmy Sonnemann; zur Last gelegt wurden ihm seine frühere politische Betätigung ebenso wie jüdische Freunde zu haben.
Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager ging Wicki nach Wien. Im Studienjahr 1939/40 – belegbar ist dabei nur das Sommersemester – besuchte er das Schauspiel- und Regieseminar an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien). Bereits Ende Mai 1940 legte er die Reifeprüfung mit vorzüglichem Erfolg ab. Es folgten Engagements im ‚Deutschen Reich‘ am Stadttheater in Freiberg (1940-1941), am Theater der Freien Hansestadt Bremen (1941-1943), beim Salzburger Theater- und Musiksommer im August 1943 und am Bayerischen Staatsschauspiel in München (DEU) (1943-1944). Nach der Heirat mit Agnes Fink (1919-1994) im Februar 1945 konnte das Paar dank Wickis Schweizer Staatsbürgerschaft noch vor Kriegsende in die Schweiz gehen. Hier arbeitete er am Zürcher Schauspielhaus und ab 1946 in Basel, bis er 1950 wieder an das Staatsschauspiel in München zurückkehrte, wo er auch inszenierte.
Anfang der 1950er-Jahre startete seine Karriere als Filmschauspieler, sein Debut als Filmregisseur gab er 1958 mit „Warum sind sie gegen uns?“. Nach dem internationalen Erfolg seines vielfach ausgezeichneten und für einen Oscar nominierten Films „Die Brücke“ (1959) drehte Wicki in den 1960er-Jahren internationale Produktionen mit Stars wie Ingrid Bergman, Anthony Quinn und Marlon Brando. Ab den 1970er-Jahren wirkte der nach Deutschland zurückgekehrte Wicki als Schauspieler und Regisseur für Film und Fernsehen. Seine letzte Regiearbeit, den Spielfilm „Das Spinnennetz“, präsentierte er 1989 in Cannes, als Schauspieler trat er noch bis in die 1990er-Jahre in Erscheinung. 1995 heiratete Wicki die Schauspielerin Elisabeth Endriss (geb. 1944), mit der er bereits seit Ende der 1970er-Jahre zusammenlebte.Für sein künstlerisches Schaffen wurde Wicki weltweit mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit einem Golden Globe, der Goldenen Kamera sowie mehrfach mit dem Deutschen Filmpreis. Er war Träger des Deutschen Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.
Bernhard Wicki starb am 5. Jänner 2000 in München.
Bereits seit 1995 wird ein nach ihm benannter Filmpreis beim Internationalen Filmfest Emden Norderney vergeben, ein Jahr nach seinem Tod erfolgte die Gründung des Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds in München, von dem seit 2002 der Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke vergeben wird. Seit 2002 ist in St. Pölten, seit 2004 in München eine Straße nach ihm benannt, 2006 wurde an seinem Geburtshaus in St. Pölten eine Gedenktafel angebracht. Wickis Leben wurde mehrfach in Biografien – sowohl in gedruckter als auch filmischer Form – aufgearbeitet.Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Bernhard Wicki.
data.matricula-online.eu: Rk. Diözese St. Pölten, Pfarre St. Pölten-Dom, Taufbuch Bd. 17, fol. 189.
tls.theaterwissenschaft.ch: Thomas Blubacher, Artikel „Bernhard Wicki“.
munzinger.com: Munzinger Personenlexikon, Artikel „Bernhard Wicki“.
filmportal.de: Artikel „Bernhard Wicki“; „Bei mir flogen immer die Fetzen“, Interview Peter W. Jansen mit Bernhard Wicki [aus: Die Zeit, 23.12.1994].
ancestry.com: Julius Mossner (Hg.), Adreßbuch der Direktoren und Aufsichtsräte, Bd. 2, Berlin 1935, S. 879.
doew.at: Heinz Arnberger und Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.), Gedenken und Mahnen in Niederösterreich, Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung, Wien 2011, S. 671.
anno.onb.ac.at: Völkischer Beobachter, 30.08.1943, S. 5.
deutsche-digitale-bibliothek.de: Aufbau. Reconstruction, 19.07.1946, S. 14.
imdb.com: Artikel „Bernhard Wicki“.
books.google.at: Manfred Wieninger, St. Pöltner Straßennamen erzählen. Aktualisierte und erweiterte Neuauflage, Wien – Bozen 2017, Abschnitt Bernhard-Wicki-Straße.
filmfest-emden.de: Rückblick – Bisherige Preisträger.
bernhardwickigedaechtnisfonds.de.
stadt.muenchen.de: Artikel „Bernhard-Wicki-Straße“.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Bernhard Wicki, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/abd471a8-2f3c-45ac-8df1-8b21e8047e17/)Letzte Änderung: 14.11.2024