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  • Gedenkbuch

Krips, Josef

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Lebensdaten
1902-04-08 – 1974-10-13
  • dc.date.accessioned
    2024-06-03T15:22:52Z
  • dc.date.available
    2024-06-03T15:22:52Z
  • dc.description

    Josef Krips

    geb. 08.04.1902 in Wien, gest. 13. 10.1974 in Genf (CHE)

    Josef Alois Krips wurde am 8. April 1902 als Sohn von Aloisia „Luise“ (geb. Seitz) und Dr. Josef Jakob Krips, einem praktischen Arzt, in Wien geboren. Der in den KirchenbĂŒchern mit Kryps angegebene Nachname der Familie wurde 1930 offiziell auf Krips richtiggestellt.

    Ab dem Alter von sechs Jahren erhielt Krips Klavierunterricht bei Alois Blaschke, mit zwölf Jahren begann er zusĂ€tzlich Violine bei Fritz Brunner zu lernen. Er sang im Chor, spĂ€ter auch als Solist, in der Karmelitenkirche und nahm Gesangsstunden bei Otto Iro. 1920/21 studierte er Musiktheorie bei Eusebius Mandyczewski an der mdw (damals Staatsakademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien).

    Bereits mit 15 Jahren substituierte Krips als Geiger an der Wiener Volksoper, an der er ab 1921 zunĂ€chst als Korrepetitor, ab dem Jahr darauf als Chorleiter und – ausgebildet vom Volksoperndirektor Felix Weingartner – Dirigent tĂ€tig war. FĂŒr die Saison 1924/25 ging er als Opernchef an das Stadttheater nach Aussig (ÚstĂ­ nad Labem, CZE), es folgten 1925/26 ein Engagement als Erster Kapellmeister am Stadttheater in Dortmund (DEU) und 1926 seine Ernennung zum Generalmusikdirektor am Badischen Landestheater in Karlsruhe (DEU). Anfang 1933 war Krips bereits als möglicher neuer Dirigent an der Wiener Staatsoper im GesprĂ€ch. Als er dort im Mai ein Gastdirigat antrat, erhielt er die Benachrichtigung ĂŒber seine Entlassung als Generalmusikdirektor in Karlsruhe mit Ende August: Diese erfolgte – basierend auf dem im ‚Deutschen Reich‘ soeben erlassenen „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ – aufgrund der jĂŒdischen Herkunft seines Vaters. Im Juni 1933 schloss Krips einen Vertrag mit der Staatsoper ab und ĂŒbersiedelte nach Wien. Mitte November 1935 ĂŒbernahm er die Leitung der OrchesterĂŒbungen an der Staatsakademie und unterstĂŒtzte in dieser Funktion Felix Weingartner, der die Leitung der Kapellmeisterschule – wie die Dirigierausbildung damals bezeichnet wurde – innehatte.

    Zum Zeitpunkt des ‚Anschlusses‘ befand sich Krips auf einer Gastspielreise und wurde nach seiner RĂŒckkehr vom kommissarischen Leiter der Akademie, Alfred Orel, beurlaubt bzw. – wie dieser es formulierte – „ersucht, einen vorlĂ€ufigen unbezahlten Urlaub anzutreten“. Sein Vertrag wurde mit Ende August gekĂŒndigt, ebenso endete seine Anstellung an der Staatsoper. Deren Direktor Erwin Kerber verhalf Krips zu einem Engagement als Dirigent an der Belgrader Oper, das jedoch nur von Oktober 1938 bis Juni 1939 dauerte. Danach kehrte Krips nach Wien zurĂŒck, wo von seiner Familie nur mehr seine Mutter (der Vater starb bereits 1927) lebte: Seine Schwester Luise (geb. 1903, verh. Rogers), die im Juni 1938 einen Briten geheiratet hatte, befand sich in Großbritannien, wo auch sein Bruder Karl (geb. 1905) Zuflucht gefunden hatte. Seine Schwester Maria (geb. 1907, verh. Leicht) und ihr ebenfalls von der Verfolgung bedrohter Mann waren ebenso wie Bruder Heinrich „Henry“ (geb. 1912) 1938 nach Australien geflohen. Trotz des ĂŒber ihn verhĂ€ngten Berufsverbots arbeitete Krips heimlich als Korrepetitor, unter anderem mit Anny und Hilde Konetzni und Ruthilde Boesch. Deren Mann Dr. Adolf Boesch verhalf ihm zu Anstellungen und damit zur Befreiung von militĂ€rischen Hilfsleistungen. Ebenso ließ er – wie Krips in seinen Lebenserinnerungen schreibt – „unter eigener Lebensgefahr den Akt Krips verschwinden“. Als Krips in den letzten Kriegstagen zum ‚Volkssturm‘ einberufen wurde, tauchten er und seine Mutter unter und hielten sich im Keller des SĂ€ngers Fritz Krenn versteckt.

    Krips erwarb sich ab 1945 als Dirigent der Wiener Staatsoper, der Wiener Philharmoniker und bei den Salzburger Festspielen sowie als kĂŒnstlerischer Leiter der Hofmusikkapelle bereits damals als historisch bezeichnete Verdienste beim Wiederaufbau des österreichischen Musiklebens. An der mdw (damals Akademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst in Wien) ĂŒbernahm er im Oktober 1948 die Oberleitung der Kapellmeisterschule, doch bereits Ende April des nĂ€chsten Jahres legte er diese Funktion aufgrund der Vielzahl seiner Verpflichtungen, nicht zuletzt seiner steigenden Auslandsengagements, wieder zurĂŒck. 1950 wurde Krips Chefdirigent des London Symphony Orchestra, 1954 ĂŒbernahm er die Leitung des Buffalo Philharmonic Orchestra, er war ab 1963 sieben Jahre lang Chefdirigent des San Francisco Symphony Orchestra und von 1970 bis 1973 Dirigent der Wiener Symphoniker.

    In der langen Zeit seines kĂŒnstlerischen Schaffens arbeitete Krips weltweit mit ĂŒber 80 Orchestern zusammen und war Gastdirigent an den renommiertesten OpernhĂ€usern, zuletzt 1974 an der OpĂ©ra National de Paris. Er wurde international mit einer FĂŒlle von Auszeichnungen bedacht, unter anderem mit der EhrenbĂŒrgerschaft von San Francisco, den Ehrenmitgliedschaften der Wiener Staatsoper, der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und des Israel Philharmonic Orchestra und war Ehrendirigent des San Francisco Symphony Orchestra. Er war TrĂ€ger des Großen Silbernen Ehrenzeichens fĂŒr Verdienste um die Republik Österreich, des Ehrenkreuzes fĂŒr Wissenschaft und Kunst I. Klasse und des Großen Goldenen Ehrenzeichens fĂŒr Verdienste um das Land Wien.

    Krips war dreimal verheiratet. Seine erste Ehefrau, Maria Haller (geb. Rotsch, 1897-1930), die er 1925 heiratete, verunglĂŒckte bei einem Autounfall. Seine 1947 mit der SĂ€ngerin Marianne „Maria“ bzw. „Mitzi“ Weinlinger (geb. Willheim, 1896-1969) geschlossene Ehe wĂ€hrte bis zu deren Tod. 1969 heiratete er Harrietta ProchĂĄzka (1938-2015).

    Josef Krips, der Ende der 1950er-Jahre seinen Hauptwohnsitz in die Schweiz (Montreux) verlegt hatte, starb am 13. Oktober 1974 in Genf. Er wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Friedhof Neustift am Walde in Wien bestattet.
    Seither gedachte man seiner in verschiedensten Formen, unter anderem anlĂ€sslich seines ersten Todestages mit einem GedĂ€chtniskonzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Claudio Abbado im Großen Saal des Musikvereins sowie zu seinem zehnten Todestag mit einem Dokumentarfilm, der im österreichischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, und einer Ausstellung in der Österreichischen Gesellschaft fĂŒr Musik. Er wurde mit Radiosendungen in mehreren europĂ€ischen LĂ€ndern sowie den USA gewĂŒrdigt, 1988 eine Gasse im 23. Wiener Gemeindebezirk nach ihm benannt und 1997 eine BĂŒste Krips‘ in die Ehrengalerie der Wiener Staatsoper aufgenommen. Auf dem frĂŒheren Wohnhaus seiner Familie im 19. Bezirk (Saarplatz 5) erinnert eine 1999 von Krips‘ Witwe gestiftete Gedenktafel an ihn und seinen ebenfalls als Dirigent tĂ€tigen Bruder Henry.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Matrikelblatt Josef Krips; Personalakt Josef Krips; 866/1938 PU; 94/Res/1938.
    Josef Krips, Ohne Liebe kann man keine Musik machen. Erinnerungen, hg. und dokumentiert von Harrietta Krips, Wien – Köln – Weimar 1994.
    genteam.at: Index der jĂŒdischen Matriken Wien und Niederösterreich; Index der katholischen Taufen von Wien.
    data.matricula-online.eu: Rk. Erzdiözese Wien, Pfarre Döbling, Taufbuch Bd. 21, fol. 38 (1902) u. Taufbuch Bd. 19, fol. 4.
    anno.onb.ac.at: Neues Wiener Tagblatt, 29.08.1924, S. 8; Der Tag, 02.09.1926, S. 8; Neues Wiener Abendblatt, 26.01.1926, S. 4; Neues Wiener Tagblatt, 07.02.1933, S. 8; Neues Wiener Tagblatt, 30.04.1933, S. 12; Der Tag, 06.05.1933, S. 7; Wiener Allgemeine Zeitung, 17.06.1933, S. 5; A., Der „Fall“ Josef Krips, in: Kleines Volksblatt, 10.03.1950, S. 8.
    wien.gv.at: WAIS – Wiener Archivinformationssystem, Meldezettel Josef Krips.
    digital.wienbibliothek.at: Wiener Adressbuch 1942, Teil 1, S. 631.
    newspapers.com: [k. A.], Josef Krips Dies at 72; Led Philharmonic Here, in: The Buffalo News, 14.10.1974, S. 2.
    friedhoefewien.at: Verstorbenensuche.
    Österreichische Musikzeitschrift, Jg. 52, H. 4, S. 72-73.
    musikverein.at: Konzertarchiv.
    geschichtewiki.wien.gv.at: Artikel „Kripsgasse“; Artikel „Gedenktafel Josef und Henry Krips“.

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Josef Krips, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/af035cf4-d65e-41fe-b614-67dfd6cbb780/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024

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    Archive & Sammlungen > UniversitÀtsarchiv > Gedenkbuch > Persons
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