Gross, Grete
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PersonengruppeLehrende
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Geburtsdatum1900-08-27
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Sterbedatum1964-10-26
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Beschreibung
Grete Gross
geb. 27.08.1900, gest. 26.10.1964 in Wien
Alternative Namen: Margaretha Rosa Josefa GrossMargaretha Rosa Josefa „Grete“ Gross wurde am 27. August 1900 als Tochter von Rosa (geb. Lutz) und Ferdinand Gross in Wien geboren.
Gross war ab 1919 Schülerin Gertrud Bodenwiesers: zunächst am Neuen Wiener Konservatorium und 1921/22 an der mdw (damals Akademie für Musik und darstellende Kunst). 1922 gründete sie eine eigene Schule für Künstlerischen Tanz und Rhythmische Erziehung.1923/24 wurde Gross an der mdw mit der Abhaltung von Tanzkursen im Rahmen der Volkstümlichen Kurse, einem an die breitere Öffentlichkeit gerichteten Weiterbildungsangebot, betraut. 1924/25 erfolgte ihre vertragliche Verpflichtung als Lehrerin für Künstlerischen Tanz. Die Volkstümlichen Kurse, deren Bezahlung aus den dafür eingenommenen Beiträgen abgewickelt wurde, hielt sie weiterhin ab.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Gross‘ Vertrag im Mai zum Ende des Studienjahres gekündigt, eine Angabe von Gründen war dafür nicht notwendig. Welche Überlegungen dabei für den kommissarischen Leiter Alfred Orel ausschlaggebend waren, läßt sich anhand einer Notiz nachvollziehen, in der er unter anderem schrieb, sie gelte „ganz allgemein als Jüdin, hat auch ein jüdisches Wesen“ und zudem anführte, die Mutter sei ein uneheliches Kind, und Gerüchten zufolge solle deren Vater ein „jüdischer Möbelhändler in Triest“ gewesen sein.
Obwohl weder eine jüdische Herkunft noch eine politische Unzuverlässigkeit jemals konkret belegt wurden, musste sich Gross nach dem Verlust ihrer Lehrstelle in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur weitgehend mit Schreib- und Strickarbeiten finanziell über Wasser halten. Bis Juni 1943 lassen sich in den digitalisierten Tageszeitungen und der Archivdatenbank des Wiener Konzerthauses keine Erwähnungen Gross‘ finden. Erst danach sind vereinzelt Auftritte ihrer Schule bzw. von ihr choreografierte Veranstaltungen belegbar.
Grete Gross wurde nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft nicht wieder an der mdw beschäftigt. Da ihr Vertrag 1938 bereits vor dem Inkrafttreten der „Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums“ gekündigt worden war, galt sie nicht als geschädigt und hatte – wie zahlreiche andere Lehrende – keinen Anspruch auf Wiederanstellung.
Grete Gross starb am 26. Oktober 1964 in Wien.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt 233/7/1921; Personalakt Grete Gross; 465/D/1924; 93/Res/1938.
data.matricula-online.eu: Rk. Erzdiözese Wien, Pfarre Breitenfeld, Taufbuch Bd. 3, fol. 188; Pfarre Altottakring, Taufbuch Bd. 20, fol. 83.
Andrea Amort (Hg.), Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne, Berlin 2019, S. 335.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Grete Gross, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons//c46aa8b3-b554-4027-9489-b9dba9ab6cec/)Letzte Änderung: 14.11.2024