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Goldschmidt, Walter


  • Personengruppe
    Studierende
  • Geburtsdatum
    1917-03-16
  • Sterbedatum
    1986-02-26
  • Beschreibung

    Walter Goldschmidt

    geb. 16.03.1917 in Wien, gest. 26.02.1986 in Graz

    Walter Gustav Herbert Goldschmidt wurde am 16. März 1917 als Sohn von Josefine Klara (geb. Sandauer, gesch. Götz) und dem als Bankbeamten tätigen Max Goldschmidt in Wien geboren.

    Goldschmidt studierte von 1933/34 bis 1934/35 Pauke bei Georg Raimund an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), 1934/35 belegte er zusätzlich Fagott bei Karl Strobl, ab 1935/36 wechselte er zum Hauptfach Musiktheorie bei Max Springer. Ein paralleles Musikwissenschaftsstudium an der Universität Wien lässt sich nicht belegen. Mit Ende des Studienjahres 1937/38 brach Goldschmidt seine Ausbildung vorerst ab und legte im Februar 1941 die Reifeprüfung für Musiktheorie als Externist ab. Von 1941/42 bis 1942/43 besuchte er die Kapellmeisterschule, deren Reifeprüfung er im Juni 1943 mit vorzüglichem Erfolg ablegte.

    Goldschmidt galt nach den Nürnberger Gesetzen als „Mischling“ und wurde 1939 aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen. Im „Lexikon der Juden in der Musik“ wird er als Unterhaltungsmusiker geführt und die von ihm beherrschten Instrumente mit Schlagzeug, Klavier, Akkordeon und Harmonium angegeben. Für sein Studium an der 1941 zur Reichshochschule für Musik Wien gewordenen mdw war eine Bewilligung durch den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung erforderlich. Wie aus Unterlagen zu dem entsprechenden Antrag hervorgeht, wies die Reichshochschule auf die von ihm mit ausgezeichnetem Erfolg abgelegte Musiktheorie-Reifeprüfung hin und argumentierte, er sei „begabt und ehrgeizig“ und hätte „[g]eringe fremdrassige Merkmale“. Aus dem Papier geht ebenfalls hervor, dass er seit zwei Jahren als Soldat im „Feldeinsatz“ wäre. Für das Studienjahr 1942/43 erhielt er „ganz ausnahmsweise und widerruflich“ die Bewilligung zur Beendigung seines Studiums. Goldschmidt beabsichtigte, anschließend Orgel bei Bruno Seidlhofer zu studieren, durfte im Herbst 1943 auch die Aufnahmeprüfung ablegen, doch ist es – wohl aufgrund seines Kriegsdienstes – nicht mehr zu dieser weiteren Ausbildung gekommen.

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Herrschaft konnte Goldschmidt ab 1945 nach kurzer Tätigkeit an der Wiener Volksoper als Dirigent bzw. musikalischer Leiter an den Städtischen Bühnen Graz (heute: Bühnen Graz) beruflich Fuß fassen. Von der Zeit seiner Engagements in Karlsruhe (DEU) und Bern (CHE) in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre abgesehen, war er bis zu seinem Tod an den Bühnen Graz tätig. Darüber hinaus trat er als Komponist hervor und dirigierte u.a. an der Seebühne in Mörbisch.

    Walter Goldschmidt starb am 26. Februar 1986 in Graz. Er wurde zu Lebzeiten zweimal – 1948 und 1984 – mit dem Joseph-Marx-Musikpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet. Im Grazer Bezirk St. Peter ist eine Gasse nach ihm benannt.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Matrikelblatt Walter Goldschmidt; 2702/1941 Au Mi; 392/1942 Au Mi.
    data.matricula-online.eu: Ev. Kirche A.B., Pfarre Wien-Innere Stadt (Lutherische Stadtkirche), Taufbuch Bd. 74, S. 280.
    musiklexikon.ac.at: Uwe Harten, Artikel „Goldschmidt, Familie“.
    de.wikipedia.org: Artikel „Walter Goldschmidt“.
    lexm.uni-hamburg.de: Artikel „Walter Herbert Goldschmidt“.
    Mitteilung Archiv der Universität Wien.
    Theo Stengel und Herbert Gerigk, Lexikon der Juden in der Musik. Mit einem Titelverzeichnis jüdischer Werke. Zusammengestellt im Auftrag der Reichsleitung der NSDAP auf Grund behördlicher, parteiamtlich geprüfter Unterlagen (= Veröffentlichungen des Instituts der NSDAP zur Erforschung der Judenfrage, Bd. 2), Berlin 1940, Sp. 89.
    anno.onb.ac.at: Arbeiterwille, 12.01.1949, S. 2; [k. A.], Joseph-Marx-Preise verliehen, in: Neues Österreich, 13.01.1949, S. 4.

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Walter Goldschmidt, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/c4920498-b7c7-424e-96b4-b8e46c0c4c03/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024