Fuhrmann, Christa
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Biografie
Christa Fuhrmann
geb. 23.09.1921 in Berlin (DEU), gest. 19.11.1977 auf Madeira (PRT)
Alternative Namen: verh./gesch. Christa Landon
Christa Fuhrmann kam am 23. September 1921 als Tochter von Lisbeth (geb. Barschall) und Paul Fuhrmann in Berlin (DEU) zur Welt. Ende der 1930er-Jahre zog die Familie nach Maria Enzersdorf (damals ein Teil Wiens).
Der nationalsozialistischen Definition nach galt Fuhrmann als âMischlingâ, weswegen fĂŒr die Aufnahme eines Studiums an der mdw (damals Reichshochschule fĂŒr Musik Wien) die Bewilligung des Reichsministers fĂŒr Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung erforderlich war. Dieser erklĂ€rte sich âganz ausnahmsweise und widerruflich damit einverstanden, dass Christa Fuhrmann [âŠ] zum Studium zugelassen wirdâ.
Fuhrmann studierte von 1941/42 bis 1944/45 Orgel bei Bruno Seidlhofer und Musiktheorie bei Friedrich Reidinger, Joseph Marx und Friedrich Bayer. In den ersten beiden Studienjahren belegte sie auch Klavier bzw. ab 1943/44 Cembalo bei Seidlhofer. Es lĂ€sst sich nicht eindeutig feststellen, wie lange der Unterricht im Studienjahr 1944/45 noch stattfand, ihr Lehrer Seidlhofer wurde jedoch noch im Dezember 1944 fĂŒr seine TĂ€tigkeit an der Reichshochschule von der MilitĂ€rdienstleistung freigestellt. ZusĂ€tzlich zu ihren Studien an der mdw nahm sie Privatunterricht bei Anton Webern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte Fuhrmann ihr Studium an der mittlerweile wieder zur Akademie gewordenen mdw fort und belegte 1945/46 zunĂ€chst Orgel bei Karl Walter, wechselte jedoch im Sommersemester in die Cembaloklasse Isolde Ahlgrimms. Das darauffolgende Studienjahr begann sie mit Musiktheorie bei Alfred Uhl und studierte im Sommersemester abermals Cembalo bei Ahlgrimm. 1947/48 war sie in Seidlhofers Klavierklasse, im Oktober 1948 legte sie die ReifeprĂŒfung aus Cembalo ab. Zuletzt besuchte sie 1948/49 als auĂerordentliche Hörerin den Cembalounterricht bei Ahlgrimm.
1949 begann Fuhrmann ihre TĂ€tigkeit fĂŒr das Wiener BĂŒro der Bostoner Haydn Society und entdeckte im darauffolgenden Jahr im Musikarchiv des Stifts Melk das seit dem 18. Jahrhundert verloren geglaubte Manuskript von Haydns âViolinkonzert in A-Durâ. 1951 heiratete Fuhrmann den aus den USA stammenden Musikwissenschaftler Howard Chandler Robbins Landon in DĂ€nemark. Mit der Scheidung der Ehe endete ihre TĂ€tigkeit fĂŒr die Haydn Society und Christa Landon arbeitete ab 1959 als freiberufliche Herausgeberin (Editionen von Werken Haydns, Mozarts und Bachs) bzw. in befristeten BeschĂ€ftigungen. 1964 wurde sie Mitherausgeberin der Neuen Schubert-Ausgabe; es gelang ihr, im Zuge ihrer ForschungstĂ€tigkeit Ende der 1960er-Jahre etwa 50 Schubert-Autographe ausfindig zu machen; kurz vor ihrem Tod entdeckte sie in der Ăsterreichischen Nationalbibliothek einen bisher unbekannten Brief Schuberts aus dem Jahr 1823.
Christa Landon (geb. Fuhrmann) starb am 19. November 1977 bei einem Flugzeugabsturz auf Madeira, Portugal.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Christa Fuhrmann; 392/Res/1942 Au Mi; 366/1944.
ancestry.com: Berlin, Germany, Marriages.
newspapers.com: [k.A.], Miss Christa Fuhrmann Is Bride of H. Chandler Robbins Landon in Denmark, in: The Boston Globe (Boston, Massachusetts), 29.04.1951, S. 80.
anno.onb.ac.at: Wiener Kurier, 14.01.1950, S. 4.
musiklexikon.ac.at: Alexander Rausch, Artikel âLandon, Ehepaarâ.
Ăsterreichische Musikzeitschrift, Jg. 32, H. 12, S. 545 u. 586.
Jan LaRue, âChrista Landon (1921 â 1977)â, in: The Music Quarterly, Jg. 64 (1978), H. 1, S. 104-105.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Christa Fuhrmann, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw â UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/cae3fd26-c14f-4fab-8593-48d43985aeb8/)
Letzte Ănderung: 14.11.2024