Lafite, Carl
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Daumer, Karl
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dc.date.accessioned
2024-06-03T15:22:53Z
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dc.date.available
2024-06-03T15:22:53Z
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dc.description
Carl Lafite
geb. 31.10.1872 in Wien, gest. 19.11.1944 in St. Wolfgang
Alternative Namen: Pseudonym Karl DaumerCarl Johann Sigmund Lafite wurde am 31. Oktober 1872 als Sohn von Johanna Helene (geb. Daumer) und Carl Anton Friedrich Lafite, einem Landschaftsmaler, in Wien geboren. Nach Ablegung der Matura an einem Gymnasium begann er 1890/91 ein Orgelstudium bei Josef Vockner an dem von der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gefĂŒhrten Conservatorium fĂŒr Musik und darstellende Kunst (der VorlĂ€uferinstitution der mdw), 1892/93 belegte er zusĂ€tzlich Komposition bei Johann Nepomuk Fuchs, bei dem er noch ein weiteres Studienjahr verblieb nachdem er 1893 die ReifeprĂŒfung fĂŒr Orgel abgelegt und fĂŒr die erbrachte Leistung mit der Silbernen Gesellschaftsmedaille ausgezeichnet worden war.
In der Saison 1894/95 begleitete Lafite den Geiger FrantiĆĄek OndĆĂÄek auf dessen Konzertreise und nahm danach fĂŒr kurze Zeit an der Musikschule in OlmĂŒtz (Olomouc, CZE) eine Lehrstelle an, war jedoch weiterhin als Solist und Klavierbegleiter tĂ€tig und veröffentlichte erste Kompositionen. In den folgenden Jahrzehnten etablierte er sich im Wiener Musikleben auĂerdem als Organist und Chorleiter (u.a. des Wiener Damenchors, des MĂ€nnergesangvereins Wiener SĂ€ngerbund und der Wiener Singakademie). Er war 1909 MitbegrĂŒnder des Neuen Conservatoriums fĂŒr Musik (spĂ€ter: Neues Wiener Konservatorium), an dem er von 1909 bis 1910 und 1921 bis 1938 Musiktheorie und Orgel unterrichtete. DarĂŒber hinaus war er Autor zweier BĂŒcher und schrieb als Musikkritiker und Feuilletonist fĂŒr mehrere Tageszeitungen. Von 1912 bis 1922 war er als GeneralsekretĂ€r der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und spĂ€ter als deren Direktionsmitglied tĂ€tig. Als 1925 die mdw (damals Akademie fĂŒr Musik und darstellende Kunst) um Abgabe eines Gutachtens ĂŒber die Verleihung des Professortitels an Lafite ersucht wurde, sprach sich das Direktorium intern gegen die Verleihung aus, da er âpianistisch von einer geradezu frivolen Leichtfertigkeitâ sei, beschloss jedoch âausweichend [âŠ] zu erwidern [âŠ]â und darum zu ersuchen, dass âvon der Stellungnahme des Direktoriums abgesehen werden mögeâ.
1926 wurde Lafite mit dem Professortitel ausgezeichnet und machte der Akademie den Vorschlag, einen âStilbildungskurs fĂŒr kĂŒnstlerisches Akkompagnementâ abzuhalten. Der Kurs sollte dazu dienen
âa) Die gesammte [sic] Literatur auf dem Gebiete des Liedergesanges b) Das wichtigste aus der Opern- u. Oratorienliteratur c) Die hauptsĂ€chlichen Werke der Instrumentalliteratur grĂŒndlich durchzunehmen und speziell das Akkompagnement kĂŒnstlerisch durchzubildenâ.
Offenbar ĂŒberzeugte das Konzept: Der Kurs wurde ab dem MĂ€rz 1928 an der Akademie angeboten.1938 wurde Lafites Vertrag nach dem âAnschlussâ vom kommissarisch eingesetzten Leiter der mdw, Alfred Orel, mit Ende des Studienjahres gekĂŒndigt. Grund dafĂŒr war dessen Annahme, Lafites Ehefrau wĂ€re JĂŒdin. Eine von Lafite angestrebte weitere BeschĂ€ftigung an der mdw wurde von Orels Nachfolger Franz SchĂŒtz abgelehnt. In einem Schreiben an die Gauleitung Wien der NSDAP gab er an, Lafite hĂ€tte âwie ich von ihm selbst weiss, einer Freimaurerloge angehörtâ und erschiene seine Frau ânach den NĂŒrnberger Gesetzen nicht tragbarâ.
Mit der Auflösung des Neuen Wiener Konservatoriums verlor Lafite 1938 auch seine dortige Lehrstelle. KĂŒnstlerisch und journalistisch (er schrieb fĂŒr das âNeue Wiener Tagblattâ unter dem Pseudonym Karl Daumer) blieb er in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur weiterhin tĂ€tig.
Carl Lafite starb am 19. November 1944 in St. Wolfgang und ist in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.
1952 wurde im 13. Wiener Gemeindebezirk die Lafitegasse nach ihm benannt. Zuletzt wurde ihm 2022 anlÀsslich seines 150. Geburtstages mit einer Veranstaltung im Wiener Musikverein gedacht.Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Personalakt; Akademie und Fachhochschule: Akademische Gremien â Protokolle, Protokoll der Direktoriumssitzung am 26. November 1925; 3/1926 V; 2745/28 A; 1843/1938 Min; 188/Res/1938.
data.matricula-online.eu: Ev. Kirche H.B., Pfarre Wien-Innere Stadt (Reformierte Stadtkirche), Taufbuch Bd. 8, pag. 125.
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Hg.) [i.d.F. GdM], Bericht ĂŒber das Conservatorium fĂŒr Musik und darstellende Kunst [âŠ] fĂŒr das Schuljahr [i.d.F. Jahresbericht] 1890-1891, Wien 1891, S. 9 u. S. 21.
GdM, Jahresbericht 1891-1892, Wien 1892, S. 21.
GdM, Jahresbericht 1892-1893, Wien 1893, S. 8, S. 22, S. 94 u. S. 96.
GdM, Jahresbericht 1893-1894, Wien 1894, S. 53.
anno.onb.ac.at: Neue Freie Presse, 10.03.1895, S. 16; Die Lyra, 15.12.1900, S. 7; Die Neue Zeitung, 09.12.1912, S. 4; Der Tag, 18.09.1935, S. 6; Neues Wiener Tagblatt, 22.11.1944, S. 2.
Marion Lafite, Carl Lafite zum GedĂ€chtnis, in: ĂMZ Jg. 27 (1972), H. 11, S. 608-611.
musiklexikon.ac.at: Alexander Rausch und Monika Kornberger, Artikel âLafite, Familieâ.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Carl Lafite, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw â UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/df1d8077-9d3a-4330-ba76-c26816ca48fd/)Letzte Ănderung: 14.11.2024
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Archive & Sammlungen > UniversitÀtsarchiv > Gedenkbuch > Persons
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