Fischmann, Lisl
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1919-06-23
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Sterbedatum2014-10-08
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Beschreibung
Lisl Fischmann
geb. 23.06.1919 in Wien, gest. 08.10.2014 vmtl. in New York, NY (USA)
Alternative Namen: verh. Lisl AuerbachLisl Fischmann kam am 23. Juni 1919 als Tochter von Ida (geb. Gläser) und Otto Fischmann in Wien zur Welt. Gemeinsam mit ihrer 1908 geborenen, älteren Schwester Marianne wuchs sie in einem musikalischen Haushalt im 19. Wiener Gemeindebezirk auf. Ihr Vater, der als Bankangestellter in leitender Funktion tätig war, spielte Violine, ihre Mutter nahm privaten Gesangsunterricht. Fischmanns Schwester studierte von 1927/28 bis 1928/29 Klavier an der mdw (damals Akademie für Musik und darstellende Kunst) und nach Ablegung der Reifeprüfung noch ein weiteres Studienjahr an der parallel zur Akademie existierenden Fachhochschule für Musik und darstellende Kunst. (Die heutige mdw war damals in diese beiden Institutionen geteilt.) Als Fischmann neun Jahre alt war, begann sie, Cellounterricht zu nehmen. Das Instrument hatte ihr ihre Schwester gekauft, um später in der Familie Kammermusik spielen zu können.
Von 1933/34 bis 1937/38 studierte Fischmann Violoncello bei Walter Kleinecke an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien). Nach dem ‚Anschluss‘ wurde die Wohnung, in der Fischmann mit ihrer Mutter lebte (ihr Vater war 1927 gestorben, ihre Schwester nach der Heirat mit dem Sohn Guido Adlers 1930 ausgezogen), arisiert. Die Frauen fanden in einer Wohnung, die Fischmanns Schwester gehörte, Unterschlupf, mussten diese jedoch mit weiteren Familien teilen.
Ihrer im August 1938 mit ihrer Familie in die USA geflohenen Schwester gelang es, Fischmann ein Affidavit zu besorgen – von einem zufällig den gleichen Nachnamen tragenden Unbekannten, der sich zu der Hilfe entschloss, weil sie eine ausgebildete Musikerin war. So konnte sich Fischmann über Italien (Genua) in den USA in Sicherheit bringen, wo sie am 21. Oktober 1939 mit der S. S. Conte di Savoia in New York (NY) eintraf. Ihrer in Wien gebliebenen Mutter konnten sie und ihre Schwester nicht mehr helfen: Sie wurde am 2. Juni 1942 nach Maly Trostinec (Maly Traszjanez, BLR) deportiert und ermordet.
Fischmann lebte einige Monate im Haushalt ihrer Schwester bis sie 1940 Arbeit in einem Geschäft erhielt und nach Connecticut (New Haven) zog. Es folgten Tätigkeiten als Kindermädchen und Büroangestellte, schließlich ging sie um die Mitte der 1940er-Jahre für kurze Zeit nach Ohio (Cincinnati), wo sie als Laborassistentin zu arbeiten begann. Diesen Beruf übte sie auch nach ihrer Rückkehr nach New York weiterhin aus. 1949 heiratete sie Ernest Auerbach (1907-1990), mit dem sie zwei Kinder bekam, die Ehe wurde Ende der 1960er-Jahre geschieden. Als ihre Kinder bereits größer waren, schloss Lisl Auerbach ihre bereits früher in Cincinnati begonnene Ausbildung zur Labortechnikerin am Queens College ab und stieg wieder in das Berufsleben ein.
Auerbach hatte auf der Flucht ins US-amerikanische Exil zwar ihr Cello mitgenommen, nicht zuletzt durch die dabei entstandene lange Unterbrechung ihrer Ausbildung sah sie jedoch keine Möglichkeit, Karriere als Cellistin zu machen. Sie musizierte nur mehr aus Liebhaberei und spielte noch im hohen Alter in privatem Rahmen Kammermusik.
Lisl Auerbach (geb. Fischmann) starb am 8. Oktober 2014, vermutlich in New York (New York), USA. Ihre Asche wurde 2015 im Urnenhain der Feuerhalle Simmering in Wien bestattet.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Klassenkataloge Walter Kleinecke 1937/38 u. 1938/39.
genteam.at: Index der jüdischen Matriken Wien und Niederösterreich.
Barbara Preis, Weibliche Lehrkräfte und Schülerinnen der Reichshochschule für Musik in Wien 1938-1945. Studien – Berufsentwicklung – Emigration, Dissertation Universität Wien 2009, S. 335-338.
genealogy.com: The Tom Adler Family Homepage.
familysearch.org: New York, New York, Passenger and Crew Lists; Ohio, Southern District Naturalization Index.
anno.onb.ac.at: Neue Freie Presse, 22.05.1927, S. 33.
doew.at: Personendatenbank.
ancestry.com: New York, U.S., Arriving Passenger and Crew Lists; 1940 United States Federal Census.
BioExil Datenbank Primavera Driessen Gruber.
friedhoefewien.at: Verstorbenensuche.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Lisl Fischmann, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/f0fad05f-c388-4f3e-862f-ec15ddc4c069/)Letzte Änderung: 14.11.2024