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Werba, Erik


  • Personengruppe
    Studierende
  • Geburtsdatum
    1918-05-23
  • Sterbedatum
    1992-04-09
  • Beschreibung

    Erik Werba

    geb. 23.05.1918 in Baden, gest. 09.04.1992 in Hinterbrühl

    Erik Walter Werba kam am 23. Mai 1918 als Sohn von Elisabeth (geb. Kleyna) und Ludwig Werba, einem Orchestermusiker, Dirigenten, Komponisten und Instrumentalpädagogen, in Baden zur Welt. Ab seinem sechsten Lebensjahr erhielt Werba in einer Musikschule seiner Heimatstadt Unterricht in Klavier und Violine sowie ab dem 10. Lebensjahr auch in Musiktheorie; während seiner Gymnasialzeit spielte er als Primgeiger im Orchester seiner Schule.

    Nach Ablegung der Matura studierte Werba ab 1936/37 Musiktheorie bei Joseph Marx an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) und begann parallel dazu ein Studium der Altphilologie und Musikwissenschaft an der Universität Wien. Neben seiner Ausbildung substituierte er als Geiger bei den Wiener Philharmonikern, schrieb ab 1937 als Musikreferent für Tageszeitungen und unterrichtete von 1938 bis 1940 an der Kindersingschule des Konservatoriums der Stadt Wien.

    Als der Gestapo 1939 ein Beleg für Werbas Aktivität in der vom nationalsozialistischen Regime aufgelösten und verbotenen, jedoch im Geheimen weiterhin tätigen Studentenverbindung Alpenland in die Hände fiel, wurde wegen „Geheimbündelei und Aufwiegelei“ gegen ihn ermittelt und Werba vom 6. bis zum 31. März in „Schutzhaft“ genommen. Seine Entlassung verdankte er dem damaligen Wiener Fachinspektor für Musikerziehung und NSDAP-Mitglied Erich Marckhl; Werba blieb diesem dafür sein Leben lang verbunden. Infolge seiner Verhaftung kam es an der mdw zu einem Disziplinarverfahren. Der entsprechende Akt blieb nicht erhalten, doch ist anhand eines Vermerks auf dem Matrikelblatt ersichtlich, dass Werba „bis auf Weiteres ausgeschlossen“ wurde, zusätzlich ist „kein Zeugnis ausfolgen“ eingetragen. Damit endete seine Ausbildung an der mdw im Verlauf des Sommersemesters 1939. Auch an der Universität Wien wurde ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet, er konnte jedoch – vom Dekan zwar ermahnt und verwarnt – sein Studium fortsetzen und nach Vorlage der Dissertation „Die Rolle und Bedeutung des Sängers bei Homer, Hesiod und Pindar“ mit der Promotion zum Doktor der Philosophie 1940 abschließen.

    Bereits ab 1939, nach Ablegung der Lehramtsprüfung für Schulmusik, unterrichtete Werba an einem Gymnasium. Im Zuge einer politischen Überprüfung wurden 1940 seitens NSDAP und Gestapo Bedenken aufgrund seiner „politische[ n] Unzuverlässigkeit“ erhoben, diese scheinen jedoch – vermutlich da er bereits zum Kriegsdienst einberufen worden war – ohne Konsequenzen geblieben zu sein. 1944 heiratete er die Sängerin Adolfine („Ada“, „Ady“) Kafko (1923-1989), mit der er zwei Söhne hatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte Werba nach kurzer Gefangenschaft 1945 zunächst seine Lehrtätigkeit am Gymnasium fort. Darüber hinaus begann er wieder als Musikkritiker zu arbeiten, entfaltete eine Karriere als Komponist und Dirigent und genoss in den folgenden Jahrzehnten vor allem als Liedbegleiter international hohes Ansehen.

    1949 kam Werba als Korrepetitor für Lied und Oratorium an die mdw (damals Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), 1961 wurde er zum ao. Professor, 1965 zum o. Professor für Lied und Oratorium ernannt. Nach seiner 1988 erfolgten Emeritierung wurde er noch vier weitere Jahre mit der Leitung einer Klasse künstlerischer Ausbildung betraut. Darüber hinaus war Werba als Leiter der Mozartgemeinde Wien, Redakteur der „Österreichischen Musikzeitschrift“ und Musikschriftsteller tätig sowie als Pädagoge und Juror bei Wettbewerben national und international gefragt. Für sein Wirken wurde er im In- und Ausland mit zahlreichen hohen Auszeichnungen geehrt.

    Erik Werba starb am 9. April 1992 in Hinterbrühl.

    Quellen / Literatur:
    mdw-Archiv: Matrikelblatt Erik Werba; Personalakt Erik Werba; Aktenindex 1939; Programmheft zu „Konzert zum Gedenken an Erik Werba“ am 21.03.1993 [darin: Eberhard Würzl, Erinnerungen an den österreichischen Patrioten Erik Werba].
    data.matricula-online.eu: Rk. Erzdiözese Wien, Pfarre Baden - St. Stephan, Taufbuch Bd. 29, fol. 69.
    anno.onb.ac.at: Badener Zeitung (i.d.F. BZ), 25.01.1930, S. 3; BZ, 05.08.1931, S. 5; BZ, 11.05.1932, S. 4; BZ, 21.03.1934, S. 4; BZ, 30.05.1934, S. 1-2.
    musiklexikon.ac.at: Uwe Harten und Meike Wilfing-Albrecht, Artikel „Werba, Familie“.
    geschichtewiki.wien.gv.at: Artikel „Erik Werba“.
    Rudolf Klein, Der letzte Klassiker. In memoriam Erik Werba, in: Österreichische Musikzeitschrift, Jg. 47, H. 5, S. 301-302.
    Eberhard Würzl, Die wirklichen Helden. Studenten und Lehrer der Musikakademie im Widerstand gegen das NS-Regime, in: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Hg.), Kunstpunkt Nr. 16/1998, S. 24.
    Gerhard Wagner, Von der Hochschülerschaft Österreichs zur Österreichischen Hochschülerschaft. Kontinuitäten und Brüche, Diplomarbeit Universität Wien 2010, S. 303-304.
    oecv.at: Artikel „Univ.-Prof. Dr. Erik Werba“
    Österreichisches Staatsarchiv: Allgemeines Verwaltungsarchiv, Unterricht UM allg. Akten, Kt. 3267, 340.503/1939.
    Franziska Dzugan, Chamäleons im Blätterwald. Die Wurzeln der ÖVP-ParteijournalistInnen in Austrofaschismus, Nationalsozialismus, Demokratie und Widerstand. Eine kollektivbiografische Analyse an den Beispielen „Wiener Tageszeitung“ und „Linzer Volksblatt“ 1945 bzw. 1947 bis 1955, Dissertation Universität Wien 2011, S. 171.

    Empfohlene Zitierweise:
    Erwin Strouhal: Erik Werba, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/f40bfae2-f271-4d4c-844c-8fc6c2231c79/)

    Letzte Änderung: 14.11.2024