Lehmann, Fritz
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Externe Identifikatoren
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PersonengruppeStudierende
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Geburtsdatum1915-08-01
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Sterbedatum1999-04-16
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Beschreibung
Fritz Lehmann
geb. 01.08.1915 in Wien, gest. 16.04.1999 in Wien
Alternative Namen: Friedrich LehmannFriedrich „Fritz“ Lehmann wurde am 1. August 1915 als viertes Kind von Hermine (geb. Stastny) und Alois Lehmann in Wien geboren. Sein Vater, ein Magistratsbeamter, starb 1934 und bereits im Jahr darauf auch Lehmanns Mutter.
Nach Abschluss des Gymnasiums ging Lehmann ein Jahr lang als Novize in das Stift Klosterneuburg, wo er Roman Karl Scholz, der später die Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsbewegung gründen sollte, kennenlernte. Lehmann gab jedoch seinen Plan, Theologie zu studieren, auf und kehrte im März 1936 wieder nach Wien zurück. Hier besuchte er ab 1936/37 die Meisterschule für Schauspiel und die Meisterschule für Rhetorik bei Wilhelm Klitsch an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien), bis sein Lehrer mit Ende des Studienjahres 1937/38 seine Position aus politischen Gründen verlor. Trotzdem konnte Lehmann noch Ende Dezember 1938 die Diplomprüfung für Rhetorik ablegen. Das letzte Jahr seiner Ausbildung absolvierte er an der Schauspielabteilung der Akademie und legte im Juni 1939 die Reifeprüfung ab. Parallel zu seiner künstlerischen Ausbildung studierte Lehmann auch einige Semester Philosophie und Jus an der Universität Wien.
Bereits während seines Schauspielstudiums wirkte Lehmann im Spielfilm „Unsterblicher Walzer“ mit, der Ende August 1939 uraufgeführt wurde; ab Herbst desselben Jahres wurde er an das Wiener Burgtheater engagiert. Seine vielversprechend anlaufende Karriere erfuhr am 31. Juli 1940 mit der Verhaftung durch die Gestapo ein vorläufiges Ende: Lehmann wurde Anfang Dezember ins Gefängnis des Wiener Landesgerichts eingeliefert und im Juli 1941 in das Gefängnis von Anrath (DEU) überstellt, später war er in Duisburg-Hamborn (DEU) inhaftiert. Ihm wurde „Vorbereitung zum Hochverrat“ vorgeworfen, da angenommen wurde, er „habe sich [Roman Karl] Scholz ernstlich zur Mitarbeit bereit erklärt“, diesen mit dem Widerstandskämpfer Karl Lederer in Kontakt gebracht und der Österreichischen Freiheitsbewegung Mitglieder zugeführt. (Darunter befand sich auch der Burgschauspieler Otto Hartmann, der die Widerstandsgruppe verriet.) Bis 1943 blieb Lehmann in Untersuchungshaft. In der Anfang Dezember stattfindenden Verhandlung vor dem Volksgerichtshof konnten ihm diese Vorwürfe nicht nachgewiesen werden. Es wurde jedoch festgestellt, dass er im Vergleich zu dem Mitangeklagten Friedrich Wildgans „einen tieferen Einblick in die hochverräterischen Umtriebe erhalten“ hätte, weswegen das Strafmaß mit zwei Jahren Haft festgesetzt wurde, die zum Zeitpunkt des Prozesses durch die Untersuchungshaft bereits verbüßt waren.
Schon vor der Hauptverhandlung hatte Lehmann seine Tätigkeit als Schauspieler wiederaufgenommen. An den Staatstheatern war er zwar mit einem „Spielverbot“ belegt, doch von Juli 1943 bis zu dessen kriegsbedingter Schließung hatte er Engagements am Theater in der Josefstadt. Er musste in einer Konfektions-Firma arbeiten und wurde schließlich zur Wehrmacht einberufen. Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft kam Lehmann an das Burgtheater zurück, das er 1949 – wie er in einem Lebenslauf angab – „wegen unerklärlicher Beschäftigungslosigkeit“ verließ. In der Saison 1949/50 war er am Grazer Landestheater tätig, von wo er an das Stadttheater Basel (CHE) wechselte. Zwischen 1953 und 1955 folgten Gastspiele in Karlsruhe (DEU) und Basel, anschließend zwei Jahre am Theater am Kurfürstendamm in Berlin (DEU) und ab 1957 Gastspiele u.a. am Zürcher Schauspielhaus (CHE). 1960 wurde er erneut Mitglied des Burgtheater-Ensembles, dem er bis 1975 angehörte. Neben seiner Bühnenkarriere war Lehmann bis Ende der 1980er-Jahre auch in Kino- und Fernsehfilmen sowie in TV-Serien zu sehen.
Nach dem Tod seiner ersten Frau, der Schauspielerin Maria (eigtl.: Emma Marie) Kramer (1906-1980), mit der er seit 1944 verheiratet war, schloss er 1981 mit der bildenden Künstlerin Cordelia Reinthaler (geb. 1959) seine zweite Ehe, aus der zwei Söhne hervorgingen. Neben seiner künstlerischen Karriere war Lehmann Kuratoriumsmitglied des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes.
Kammerschauspieler Fritz Lehmann starb am 16. April 1999 in Wien.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Fritz Lehmann; 685/Präs/1967 Prof.Tit.
wien.gv.at: WAIS – Wiener Archivinformationssystem, Meldezettel Fritz Lehmann.
data.matricula-online.eu: Rk. Erzdiözese Wien, Pfarre Maria Hietzing, Taufbuch Bd. 12., fol. 83; Pfarre Perchtoldsdorf, Taufbuch Bd. 20, fol. 144.
anno.onb.ac.at: W.S., Zur Welturaufführung „Unsterblicher Walzer“, in: Die Bühne, Jg. 14 (1939), H. 34, S. 2-3; A–t. [sic], Wir stellen vor, in: Mein Film, H. 19/1939, S. 10; Richard Soukoup, Und neues Leben blüht aus alten Alten, in: Das kleine Volksblatt, 11.07.1943, S. 7.
austria-forum.org: Peter Diem, Artikel „Scholz, Roman Karl“ bzw. darin: Friedrich Fritz, Klosterneuburger Szenen. Ein Zyklus aus fünf Erzählungen, Typoskript Langenzersdorf 2005.
db.saur.de: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945, Urteil 2H 171/43 – 8J 201/41.
Österreichischer Bundestheaterverband (Hg.), Burgtheater 1776-1976. Aufführungen und Besetzungen von zweihundert Jahren, Bd. 2, S. 268.
imdb.com: Artikel „Fritz Lehmann“; Artikel „Unsterblicher Walzer“.
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Erzählte Geschichte. Berichte von Männern und Frauen in Widerstand wie Verfolgung, Bd. 2: Katholiken, Konservative, Wien 1992, S. 451.
cr-lehmann.at: „Über mich“.Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Fritz Lehmann, in: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/fc55391e-3d43-4822-b1b5-3410c1bbe165/)Letzte Änderung: 14.11.2024