Bibl, Rudolf
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Biografie
Rudolf Bibl
geb. geb.[/b] 04.05.1929 in Wien, gest. 27.01.2017 in Frontignan (FRA)
Rudolf Bibl wurde am 4. Mai 1929 als Sohn von Leopoldine (geb. Wesseli) und dem pensionierten Obermagistratsrat Dr. Rudolf Bibl in Wien geboren. Er erhielt seine erste musikalische Ausbildung an der [i]Musikschule der Stadt Wien[/i] und legte am 20. MĂ€rz 1944 an der mdw (damals [i]Reichshochschule fĂŒr Musik Wien[/i]) die AufnahmeprĂŒfung fĂŒr Klavier und eine Woche danach die AufnahmeprĂŒfung fĂŒr Klarinette erfolgreich ab. Bibl galt nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen als âMischlingâ, weswegen fĂŒr seine Zulassung zum Studium die Genehmigung des Reichsministers fĂŒr Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung erforderlich war. Sein Vater ersuchte die Reichshochschule um eine bedingte Zulassung seines Sohnes bereits vor Erhalt der ministeriellen Genehmigung und gab begrĂŒndend an:
â[i]Als Mischling 2. Grades ist mein Sohn leider in seinen Zukunftsmöglichkeiten zurĂŒckgesetzt und es erscheint mir zweckmĂ€Ăig, ihm neben allgemeiner Bildung, die ihm die Oberschule vermittelt, die Möglichkeit zu geben, ein besonderes Können sich anzueignen. Dies wĂ€re eben die Musik, fĂŒr die er laut Zeugnisses [sic] Berufener sicherlich besondere Begabung hat. [/i]â
Ende April 1944 bewilligte die Reichshochschule die â[i]bedingte Inskription[/i]â und Bibl begann, den Klarinettenunterricht bei Leopold Wlach zu besuchen; die Genehmigung des Ministers erfolgte im Juli. Im Wintersemester 1944/45 studierte Bibl zusĂ€tzlich Klavier bei Walter Panhofer und dĂŒrfte auch noch zu Beginn des Sommersemesters 1945 Unterricht erhalten haben, da auf dem Matrikelblatt vermerkt ist, dass er â[i]Ab 5.III.45 auf 1 Woche zum Volkssturm einberufen[/i]â worden sei. Ab dem (Nachkriegs-)Sommersemester 1945 bis 1948/49 studierte Bibl Klavier zunĂ€chst bei Ferdinand Rebay und ab Herbst 1945 bei Stella Wang-Tindl. Vom Sommersemester 1946 bis 1947/48 belegte er zusĂ€tzlich Musiktheorie bei Joseph Marx, ab dem Sommersemester 1947 besuchte er auch die Kapellmeisterschule bei Hans Swarowsky und (1948/49) Josef Krips. Im Juni 1949 legte Bibl die ReifeprĂŒfung der Kapellmeisterschule mit vorzĂŒglichem Erfolg ab.
Bereits wĂ€hrend seines Studiums wurde Bibl 1948 von Hans Swarowsky als Korrepetitor an das [i]Opernhaus Graz[/i] geholt. In der Folge war er als Kapellmeister am [i]Landestheater Innsbruck[/i], Opernchef der [i]Vereinigten BĂŒhnen Graz[/i], Dirigent am Wiener [i]Raimund-Theater[/i], dem [i]Theater an der Wien[/i] und als Generalmusikdirektor in Trier (DEU) tĂ€tig, zudem wirkte er beim Aufbau der [i]Seefestspiele Mörbisch[/i] mit, deren langjĂ€hriger musikalischer Leiter er war.
Mit Engagements in zahlreichen europĂ€ischen LĂ€ndern, den USA und Japan erlangte Bibl internationale Bekanntheit. Fast 45 Jahre lang war er an der Wiener [i]Volksoper[/i] â 1972 zunĂ€chst als Gastdirigent, ab 1973 mit einem fixen Engagement â tĂ€tig. Auch nach seiner 1989 erfolgten Pensionierung blieb er dem Haus verbunden, seine letzte AuffĂŒhrung dirigierte er am 1. JĂ€nner 2017. Bibl erhielt fĂŒr sein kĂŒnstlerisches Wirken zahlreiche Auszeichnungen: das [i]Ăsterreichische Ehrenkreuz fĂŒr Wissenschaft und Kunst I. Klasse[/i] (1988), die [i]Ehrenmitgliedschaft der Wiener Volksoper[/i] (1991), das [i]GroĂe Silberne Ehrenzeichen fĂŒr Verdienste um die Republik Ăsterreich[/i] (1999), das [i]GroĂe Ehrenzeichen des Landes Burgenland[/i] (2004) und die [i]Ehrenmitgliedschaft der Seefestspiele Mörbisch[/i] (2013). Rudolf Bibl starb am 27. JĂ€nner 2017 in Frontignan, Frankreich.
Quellen / Literatur:
mdw-Archiv: Matrikelblatt Rudolf Bibl; 763/1944 Au Mi; 1743/1944; 7475/1979 Prof.Tit.
mdw.ac.at: Nachruf Rudolf Bibl.
geschichtewiki.wien.gv.at: Artikel âRudolf Biblâ.
BioExil Datenbank Primavera Driessen Gruber.
musiklexikon.ac.at: Elisabeth Th. Hilscher und Monika Kornberger, Artikel âBibl, Familieâ.
wien.gv.at: WAIS â Wiener Archivinformationsystem, Meldezettel Rudolf Bibl [Vater] und Geburtszettel Rudolf Bibl [Mitmeldung beim Vater].
anno.onb.ac.at: Neue Zeit [Arbeiterwille], 24.03.1950, S. 2.
operalounge.de: Artikel âZum Tode von Rudolf Bibl. Ein Vielvermissterâ [undatiert].
magazin.klassik.com: Artikel âĂsterreichischer Dirigent Rudolf Bibl gestorbenâ vom 30.01.2017.
kleinezeitung.at: Artikel âRudolf Bibl erstes Ehrenmitglied von Mörbischâ vom 12.07.2013.
wienerzeitung.at: Artikel âDirigent Rudolf Bibl 87-jĂ€hrig gestorbenâ vom 28.01.2017.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Strouhal: Rudolf Bibl, in: Gedenkbuch fĂŒr die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw â UniversitĂ€t fĂŒr Musik und darstellende Kunst Wien (https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/de9ac782-6b91-43b0-a764-e433e39c2b7e/)
Letzte Ănderung: 14.11.2024